Stolpersteine

Die Stolpersteine sind kleine, im Boden verlegte Gedenktafeln. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Stolpersteine wurden in vielen Städten Deutschlands und auch in 25 weiteren europäischen Ländern verlegt. Die vom Künstler Gunther Demnig kreierten gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

In der Vergangenheit wurden auch in Hockenheim Stolpersteine verlegt. Dafür kamen zuletzt im Jahr 2019 viele Bürgerinnen und Bürger zusammen. In diesem Bereich erhalten Sie weitere Informationen über die Stolpersteinverlegungen in Hockenheim.

Verlegung 2023

Am 22. Mai 2023 wurde die erste Stolperschwelle in Hockenheim verlegt.

Die Angehörigen verschleppter und verstorbener Hockenheimer Juden hatten sich auf den weiten Weg aus Jerusalem und den USA in die Rennstadt gemacht, um der Verlegung beizuwohnen. Oberbürgermeister Zeitler begrüßte die Gäste im Rathaus: „Wir gedenken heute den schrecklichen Taten, die während des zweiten Weltkriegs begangen wurden. Wir geben den Opfern ihre Namen und ihre Geschichte wieder – und wir halten diese Erinnerung fest, mit dem Leitspruch, dass so etwas nie wieder geschehen darf.“ Er dankte auch Klaus und Felicitas Brandenburger vom Arbeitskreis jüdische Geschichte, die mit mühevoller Arbeit die Geschichten der Angehörigen recherchiert, diese kontaktiert und eingeladen haben

Nach einer kurzen Ansprache durch Oberbürgermeister Marcus Zeitler vor der katholischen Kirche, wo die Stolperschwelle verlegt wurde, spielten Schülerinnen und Schüler des Musik-Leistungskurses des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums mehrere Stücke zur Begleitung. In der Kirche stellte sich Cliff Hockley vor, der als Sohn des im zweiten Weltkrieg geflohenen Rudolf Hockenheimer (heute Ralph Hockley) mit seinen zwei Töchtern Ellen und Lily sowie Enkelin Sydney aus den USA angereist war. Als weiterer Angehöriger der damals schwer getroffenen Großfamilie Hockenheimer war auch Ruth Almogi gemeinsam mit ihrem Enkelsohn Shalev Lussheimer aus Jerusalem angereist, die ebenfalls Teil der Großfamilie von Isaac Hockenheimer sind, für die die Stolperschwelle verlegt wurde.

Die Angehörigen der Familie Hockenheimer sowie Lußheimer wurden im Rathaus von Oberbürgermeister Marcus Zeitler (Mitte) empfangen.

Während der Ansprachen in der Kirche zeigten Schülerinnen und Schüler der Schule am Kraichbach Plakate mit Sprüchen wie „Für Frieden“, „Nie wieder“ und „Es ist einmal geschehen, also kann es wieder geschehen“. Auch Pfarrer Christian Müller wendete sich dankbar an die angereisten Angehörigen und bat die Anwesenden um eine Schweigeminute am Grundstein. Das Haus der Familie Hockenheimer stand auf dem Gelände, auf dem sich heute die katholische Kirche St. Georg befindet.
Die Schwelle wurde von Künstler Gunter Demnig entworfen und vom Bauhof Hockenheim vor der Treppe in den Boden eingelassen. Auf ihr ist zu lesen: „Großfamilie Isaac Hockenheimer, seit 1933 gedemütigt, entrechtet, enteignet, verfolgt, geflohen, deportiert und ermordet in Deutschen Konzentrationslager. Mehr als 50 Menschen wurden Opfer.“

Impressionen

  • Verlegung von Stolpersteinen in der Oberen Hauptstraße.
    Der damalige Oberbürgermeister Dieter Gummer, Künstler Gunther Demnig sowie Bürgerinnen und Bürger verlegten im Jahr 2012 Stolpersteinen in der Oberen Hauptstraße.

Mehr Informationen

Hier finden Sie weitergehende Informationen über die dritte Stolpersteinverlegung sowie über die Familien Halle und Stoll. Anlässlich ihres Gedenkens wurden die Stolpersteine verlegt.

TypNameDatumGröße
pdf 2019 Dritte Stolpersteinverlegung Rede Bürgermeister (493 KB) 16.07.2021 493 KB
pdf 2019 Dritte Stolpersteinverlegung Geschichte Familien (232 KB) 16.07.2021 232 KB
pdf 2019 Dritte Stolpersteinverlegung Flyer (3,7 MB) 16.07.2021 3,7 MB

Warum Stolpersteine?

Warum Stolpersteine in Hockenheim? Diese Frage beschäftigte den Gemeinderat und die Bevölkerkung gleichermaßen.

Im Oktober 2012 beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit Stolpersteinen zu unterstützen.

Die Stadtverwaltung Hockenheim, der Arbeitskreis Jüdische Geschichte und die Schulen sind dabei in Hockenheim die treibenden Kräfte. An der Realisierung der Projekte wirkten neben diesen Kooperationspartnern auch viele andere Unterstützer mit. Dazu gehören auch engagierte Bürgerinnen und Bürger, Spender und die Landeszentrale für politische Bildung (Außenstelle Heidelberg).

Beiträge über frühere Verlegungen

Warum Stolpersteine

Stolpersteine? Mit diesem Begriff konnten die Schülerinnen und Schüler der Altenpflege des 2. und 3. Ausbildungsjahres der Louise-Otto-Petters-Schule (LOP) zunächst nicht viel anfangen. Doch dann begann ihre Lehrerin für Religionsgeragogik, Barbara Askani-Feierling, mit den angehenden Pflegefachkräften über das Thema zu reden. Schnell war klar: Stolpersteine, da geht es um die Geschichte Hockenheims. Stolpersteine erinnern uns an die Schicksale der Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden. Und: Bei dem Filmprojekt Stolpersteine werden wir dabei sein.

Denn einige Schülerinnen und Schüler hatten die Möglichkeit, die erste Verlegung mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung Heidelberg und derem Leiter Wolfgang Berger filmisch zu begleiten. Jessica Becker, Eylem Dursun, Dorian Mitsch, Marie-Christin Schädel, Natascha Stephan und Cornelia Stenzel zögerten nicht lange, sie nahmen das Angebot an.

„Es war faszinierend, als wir das erste Mal diese professionelle Kamera in die Hand bekamen“, beschreiben die Mitglieder des Film-Teams die ersten Eindrücke. „Was man hiermit alles machen kann, war völlig neu für uns“, ergänzt Natascha Stephan.
Dann ging das Ausprobieren los: Wie funktioniert diese Einstellung, wie zoome ich am besten an das Geschehen heran. Wie schwenke ich die Kamera, so dass ich hinterher die Bilder verwenden kann? „Die Landeszentrale gab uns da Tipps, wie wir am besten zurechtkommen. Das hat sehr geholfen“, erzählt Natascha Stephan.

Nach den „Trockenübungen“ wurde es dann Anfang November bei der Stolpersteinverlegung ernst. Beide Filmteams hatten sich vorher überlegt, welchen Schwerpunkt ihr Filmbeitrag haben soll. Während das Team von Eylem Dursun, Natascha Stephan und Cornelia Stenzel das Thema Stolpersteine emotionaler gestalten wollte, standen Informationen für das Team von Jessica Becker, Dorian Mitsch und Marie-Christin Schädel im Vordergrund. So unterschiedlich der Ansatz war, so unterschiedlich waren zum Teil auch die Erfahrungen beider Teams.


Während das erste Team sich z. B. mit der Kamera beim großen Zuschauerandrang immer wieder durchsetzen musste, um Bilder machen zu können, hatte das zweite Team dabei weniger Probleme: „Ich habe mich gleich mit dem Stativ direkt vor dem Künstler positioniert, da ist mir keiner durch das Bild gelaufen, so Jessica Becker selbstbewusst.

Dafür, berichtet Teammitglied Dorian Mitsch, gab es andere Herausforderungen zu bewältigen: „Wir wollten gerne die Besucher interviewen. Leider sind aber die Hintergrundgeräusche sehr laut gewesen, so dass die Tonaufnahmen nicht optimal sind.“
Dennoch sammelten beide Teams viel Material beim Filmen. Vor kurzem ging es dann zum Bearbeiten des Materials ins Medienzentrum nach Heidelberg. „Das war gar nicht so einfach, da das Programm zum Schneiden sehr kompliziert ist, wenn man noch nie damit gearbeitet hat“, so Cornelia Stenzel. Doch die Arbeit hat sich gelohnt: Inzwischen sind beide Filme fertig gestellt und im Internet zu sehen.
Nicht nur die Filmteams, auch ihre Klassenkameraden haben sich intensiv mit dem Thema Stolpersteine auseinandergesetzt und eigene Berichte oder Arbeiten verfasst. „Vielleicht sind wir für dieses Thema besonders sensibel, weil Biografiearbeit ja auch wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit ist“, stellt Iris Langer nachdenklich fest.
Die Schüler hatten bei der Beschäftigung mit den Stolpersteinen Fragebögen zum Schicksal der Opfer des Holocausts in Hockenheim erstellt. Hierbei ließen die Schüler ihre beruflichen Erfahrungen im Umgang mit Senioren einfließen, bei der häufig auch die Erinnerung an die Vergangenheit eine wesentliche Rolle spielt. „Stolpersteine erinnern uns. Und sie verdeutlichen, wie nah die Geschichte an uns dran ist“, fasst Iris Langer zusammen.

Verlegung 2019

Die letzte Stolperstein-Verlegung fand am 27. März 2019 statt. Auch der Künstler Gunter Demnig war anwesend.

Zwei Stolpersteine wurden um 9 Uhr zum Gedenken für Jeanette Halle und Elise Halle (verheiratete Nossbaum) an der Ecke Heidelberger Straße/Parkstraße in das Gehwegpflaster eingelassen. Zwei weitere Stolpersteine erinnern an die Opfer Karl und Meta Stoll. Deren Verlegung erfolgte gegen 9.30 Uhr in der Körnerstraße 11. Für die Koopertionspartner hielt Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg eine Rede. "Die Stolpersteine, die wir in Gedenken verlegen, sind auch für uns Wegweiser. Sie sind für uns ein Kompass im Gedenken an die schreckliche NS-Zeit, die auch in Hockenheim gewütet hat. Sie zeigen uns den Weg in eine hoffentlich friedliche Zukunft, die frei von solchen unsagbaren Gräueltaten ist. Die Stolpersteine sind damit ein wesentlicher Bestandteil unserer NS-Erinnerungskultur in Hockenheim", sagte Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg.

Das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium und die Schule am Kraichbach wirkten jeweils mit einem fiktiven Rollenspiel am Programm mit. Das Bläserensemble der Theodor-Heuss-Realschule und der Chor der Schule am Kraichbach sorgen für die musikalische Umrahmung. Die Schüler der Theodor-Heuss-Realschule dokumentieren die Stolpersteinverlegungen filmisch. 

10 Stolpersteine wurden gespendet

10 Stolpersteine wurden gespendet

Nun hat auch Hockenheim seine „Stolpersteine“, die an das Schicksal der Hockenheimer erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die Kosten für zehn Stolpersteine wurden gespendet. Mitglieder der CDU Hockenheim hatten sich nach einem entsprechenden Haushaltsantrag auf Einrichtung von Stolpersteinen sofort bereit erklärt, für die Stolpersteine zu spenden.

Die große Bereitschaft, für dieses sensible Thema zu spenden, überraschte alle. Statt der erhofften 2-3 Stolpersteine wurden es am Ende 10 Stolpersteine, also 1.200 Euro. Diese Summe wurde dann im März 2012 dem Oberbürgermeister schriftlich zugesagt und im Oktober 2013, als der Verlegungstermin feststand, dann auch an die Stadt überwiesen.

Alle CDU-Spender eint der Wunsch, insbesondere an die ehemaligen Hockenheimer Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens zu erinnern, deren Schicksale beinahe in Vergessenheit geraten wären.

So etwa Wolfgang Nowak, der damit erinnern will, zu welchen Taten eine Diktatur fähig ist. Günther Beeh, der für seine Kinder und Enkel ein Zeichen gegen die Nazi-Grausamkeiten setzen will. Bärbel Hesping, deren Familie das Glück hatte, keine größeren Opfer beklagen zu müssen. Und die beiden jüngsten Spender, Marcus Scholz und Christian Krämer, die mit ihrer Spende vermeiden wollen, dass Erinnerungen an ganze Familien komplett ausgelöscht werden. Ernst Bohrmann, der in Erinnerung bringen möchte, was Menschen anderen Menschen antun können. Und schließlich Ulla Mack und Herbert Kühnle, die beide möchten, dass nicht vergessen wird, was niemals wieder geschehen darf.

Der abschließende Dank der CDU’ler gilt der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Gemeinden und dem Arbeitskreis Jüdische Geschichte Hockenheim und hier insbesondere Klaus Brandenburger, die das Thema geschichtlich aufgearbeitet und somit die Einzelschicksale greifbar gemacht haben.

Das Bild zeigt neun der zwölf CDU Spender mit symbolischen Stolpersteinen vor dem Gurs-Gedenkstein.

 (v.l.n.r.: Markus Fuchs, Marcus Scholz, Christian Krämer, Ulla Mack, Günther Beeh, Siegfried Renz, Herbert Kühnle, Bärbel Hesping, Christian Hesping, Ernst Bohrmann).

Stolpersteinverlegung im Jahr 2013

Stolpersteinverlegung im Jahr 2013

Die erste Verlegung von Stolpersteinen in Hockenheim hat einen Tag vor dem jährlichen Gedenktag zur Reichspogromnacht stattgefunden: Künstler Gunter Demnig, Initiator des länderübergreifenden Projekts “Stolpersteine”, nahm am Donnerstag, 7. November, die Erstverlegung persönlich vor.  Schülerinnen und Schüler des Carl Friedrich-Gauß-Gymnasiums, der Theodor-Heuß-Realschule, der Hartmann-Baumann-Schule sowie der Carl-Theodor-Schule Schwetzingen begleiteten die Verlegung der Stolpersteine. Außerdem waren Renate und Oliver Jung vor Ort, Kind und Enkel der Familie Moritz und Anna Adelsberger.

Oberbürgermeister Dieter Gummer erinnerte in seiner Ansprache an die Opfer des Nationalsozialismus. Er wies auf die Wichtigkeit des Erinnerns hin, das das Lernen für die Zukunft erst möglich mache. Außerdem dankte er allen, die das Projekt begleitet und unterstützt haben, unter anderem Kirchen, Schulen, Landeszentrlae für politische Bildung sowie dem Arbeitskreis Jüdische Geschichte mit Klaus Brandenburger.

Obwohl Hockenheim die 901. Stolpersteinverlegung in Deutschland sei, wäre für ihn jede Verlegung etwas Besonderes, betonte Demnig bei der Aktion. Neben der Erinnerung sei die Begegnung eine weitere wichtige Funktion der Stolpersteine, so Demnig. Er erzählte von Nachkommen, die sich bei der Stolpersteinverlegung wieder begegnet seien. Die schönste Definition, die Demnig bisher über seine Stolpersteine gehört habe, sei die eines Schülers gewesen. Dieser habe gesagt, dass man über die Stoplersteine zwar nicht mit seinen Füßen, aber mit seinem Kopf und seinem Herzen stolpere, so der Künstler.

Im Oktober 2012 hatte sich der Hockenheimer Gemeinderat mehrheitlich für die Verlegung von Stolpersteinen im Gedenken an alle Opfer des NS-Regimes ausgesprochen. Zusammen mit Schulen, Kirchen, dem Arbeitskreis Jüdische Geschichte, der Heidelberger Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung und weiteren engagierten Bürgern wurden die Vorbereitungen für die Verlegung von Stolpersteinen in Hockenheim getroffen.

Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln aus Messing, die am letzten selbstgewählten Wohnort der Verfolgten in den Bürgersteig  eingelassen werden. Auf den Platten sind Name, Geburtsjahr, Deportationsjahr und -ort sowie Angaben zum Schicksal vermerkt.

Verschiedene Schülergruppen hatten sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Schicksal einiger Hockenheimer Familien während der NS-Zeit auseinandergesetzt. Unter anderem entstanden kleine Filme, musische Beiträge, Zeitzeugeninterviews oder Ausstellungen. In der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit war die Beschäftigung mit der Gegenwart und den heute selbstverständlich erscheinenden Werten wie Freiheit und Gleichheit eingeschlossen.

Die erste Stolpersteinverlegung fand zunächst an vier Orten statt. Um 14 Uhr wurden die Steine beim ehemaligen Wohnort der Familie Adelsberger in der Unteren Hauptstraße 3 eingelassen, begleitet von musikalischen Beiträgen der Theodor-Heuß-Realschule, biografischen Anmerkungen von Schülern des Gauß-Gymnasiums und kurzen Ansprachen von Oberbürgermeister Dieter Gummer sowie Gunter Demnig.

Danach wurden weitere Steine in der Schwetzinger Straße 1 bei Familie Adelsberger (heute Restaurant Delphi) verlegt. Auch hier begleiteten Schüler der Realschule musikalisch die Verlegung der Stolpersteine, die Schüler vom Gauß-Gymnasium trugen die Familiengeschichten, Schüler der Carl-Theodor-Schule Schwetzingen Gedenksprüche vor.

Im Anschluss ging die Verlegung bei Familie Baumgarten/Fleischhacker in der Schwetzinger Straße 12 weiter, wiederum begleitet von Schülern der Realschule und des Gymnasiums. Die erste Aktion in Hockenheim endete in der Hildastraße bei Werner Allenberger.

Personen

Personen

1. Maier, Charlotte, Wilhelm, Frieda, Moritz und Anna Adelsberger
Untere Hauptstraße 3

Das Ehepaar Maier und Charlotte Adelsberger
In der Unteren Hauptstraße 3 wohnte die Familie Adelsberger, die Witwe Charlotte Adelsberger, mit ihren Kindern Wilhelm und Frieda. Ihr Mann, der Viehhändler Maier Adelsberger starb im Jahre 1938 vor der Reichspogromnacht im Alter von 73 Jahren.
Sohn Moritz wohnte seit seiner Heirat in Mannheim, wo er einen Süßwarengroßhandel betrieb, den er aber später nicht mehr ausüben durfte. Wilhelm Adelsberger wurde nach dem Synagogenbrand, mit vier anderen Hockenheimer Juden, nach Dachau in Schutzhaft gebracht. Am 15. Dezember 1938 kehrte er aus dieser wieder nach Hockenheim zurück. Die Witwe verkaufte, wie andere jüdische Mitbürger, im Jahre 1939 unter Zwang das Haus und zog mit ihren Kindern zum Sohn Moritz nach Mannheim.
Im hinteren Gebäude der Unteren Hauptstr. 3, ehemals Bismarckstr. 3, befand sich ein großes Tabaklager, zeitweise auch ein Hopfenlager. Der Schornstein erinnerte an die ehemalige Trocknungsanlage. Das Haus Adelsberger beherbergt bis zum heutigen Tage das „Hockenheimer Storchennest“.
Wilhelm Adelsberger
Frieda Adelsberger
Die Storchenpaare kommen seit vielen Jahrzehnten gerne nach Hockenheim zur Familie Adelsberger. Vielen Hockenheimern Kindern ist hier zum ersten Male das berühmte Märchen „woher die Kinder kommen“ erzählt worden.
Am 22. Oktober 1940, am Tage der Wagner-Bürckel-Aktion, sind die Mutter, Charlotte Adelsberger, ihre Tochter Frieda und ihr Sohn Wilhelm von der Gestapo in Mannheim abgeholt und zum Sammelplatz gebracht worden. In Sonderzügen der Deutschen Reichsbahn wurden sie in das Internierungslager Gurs, in den französischen Pyrenäen, deportiert.
Charlotte Adelsberger starb am 2. Dezember 1940, im Alter von 68 Jahren, im Internierungslager Gurs an Typhus, aufgrund der dortigen katastrophalen hygienischen Verhältnisse.
Frieda und Wilhelm wurden 1942 nach Auschwitz deportiert. Sie wurden ermordet.
Moritz Adelsberger
Anna Adelsberger
Herr Moritz Adelsberger hat Dachau, Straflager Berlin und KZ-Theresienstadt überlebt und ist als EINZIGER Hockenheimer Jude, der in ein KZ deportiert wurde, wieder nach Hockenheim, in seine Heimatstadt, zurückgekehrt. Mit seiner Frau Anna und seinen Kindern Renate und Kurt zog er wieder in sein Elternhaus in der Unteren Hauptstraße ein. Er nahm aktiv am Hockenheimer Leben teil. Von vielen Hockenheimern wurde er geachtet und geschätzt. Im Jahre 1948 ist er der SPD beigetreten und hat am 24.03.1973 die Ehrenurkunde der SPD für 25 -jährige Treue und Mitgliedschaft erhalten. Geehrt wurde er auch für 50 Jahre Mitgliedschaft beim HSV. Herr Adelsberger starb im Alter von 80 Jahren (+16.06.1976).
Von den Familien Adelsberger verloren unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im 3. Reich – 18 Familienmitglieder und Anverwandte – ihr Leben.

2. Jakob Samuel Adelsberger, genannt S a l l y – Kaufmann und Mathilde Adelsberger, geb. Eppstein
Schwetzinger Straße 1

Sally Jakob Adelsberger
Mathilde Adelsberger
Wie sein Bruder Maier Adelsberger, war Sally Adelsberger Viehhändler. Sind neue Tiere in Hockenheim angekommen, gab Sally Adelsberger folgende Anzeigen auf:
„Ein Transport schöne Simmentaler trächtige Kalbinnen (weibliche Tiere, die noch keinen Nachwuchs bekommen haben) sowie frisch melkende, junge Kühe ist wieder bei mir eingetroffen und lade Kaufliebhaber freundlichst ein“ Sally Adelsberger, Hockenheim, Schwetzinger Straße 1.
Viele Hockenheimer Bauern zählten zu seinen Kunden. Sally war Mitglied im Hockenheimer Synagogenrat. Am 10.11.1938 wurde er nach Dachau zur Schutzhaft deportiert. Aufgrund seines hohen Alters wurde er nach einem Tag wieder freigelassen. Sally musste sein Haus am 16.10.1939 zwangsweise verkaufen und zog zu seinem Neffen Moritz Adelsberger nach Mannheim.
In Hockenheim wurde es auch immer schwerer Jungtiere zu verkaufen. Herr Haas aus der Hubertusstraße verkaufte Tiere von Sally unter seinem Namen, obwohl dies verboten war. Vor der Wagner-Bürckel-Aktion zog er mit seiner Frau Mathilde nach Stuttgart. Seine Frau Mathilde ist am 21. Juni 1941 im Alter von 71 Jahren verstorben. Nach dem Tode seiner Frau zog Sally nach Haigerloch. Ein Jahr später heiratete er eine entfernte Verwandte.
Sally und seine Frau wurden am 19. August 1942 nach Theresienstadt und von dort nach Treblinka deportiert. Sie wurden ermordet. Sally wurde 72 Jahre alt.

3. Ludwig und Rosa Regina Baumgarten, geb. Durlacher, Horst Norbert und Ingeborg Baumgarten, Herbert und Pauline Gertrud Fleischhacker, geb. Demtröder, Erna und Gerda Gisela Fleischhacker
Schwetzinger Straße 12

Ludwig Baumgarten vor seinem Ladengeschäft
Die Familie Baumgarten war aktiv am Hockenheimer Leben beteiligt. Herr Baumgarten besuchte regelmäßig die öffentlichen Ratssitzungen und freute sich, als mitgeteilt wurde, dass Hockenheim eine Rennstrecke erhalten soll. Dies hat er stolz seinem Sohn Horst mitgeteilt. „ Horst, Hoggene wird jetzt Rennstadt und berühmt und es werden viele Menschen nach Hockenheim kommen, die auch Geld in unsere Stadtkasse bringen.“
Die Baumgartens betrieben eine Tabakfabrik in der Schwetzinger Straße. Frau Regina Baumgarten war Vorstandsdame beim Roten Kreuz in Hockenheim. Ludwig Baumgarten war ein super Kraftsportathlet und trat bei vielen Veranstaltungen auf.
Ingeborg Baumgarten konnte sehr gut Geige spielen und durfte oft im Stadtpark vorspielen.
Horst Baumgarten ist vermutlich der EINZIGE noch lebende jüdische Bürger Hockenheims, der die Judenverfolgung und den Synagogenbrand in Hockenheim miterlebt hat. Durch lautes Geschrei ist er früh am Morgen aufgewacht und mit dem Fahrrad zur Synagoge gefahren. Viele Hockenheimer warnten ihn und sagten „Horschtel fohr net hie, die werre dich noch zusammeschloge, bleib liewer de hoom“. Horst hielt sich aber nicht an ihren Ratschlag – er wollte sehen was passiert sei. Im Jahre 1939 konnte er nach England auswandern. Er wird in diesem Jahr 92 Jahre alt und lebt im jüdischen Altersheim in Manchester, England.
Trotz all diesen grausamen Erinnerungen erinnert sich Norbert Barrett, alias Horst Baumgarten, noch gerne an die Hockenheimer Zeit.
Familie Fleischhacker
Herbert Fleischhacker, Sohn aus erster Ehe von Frau Baumgarten, war nach dem Kriege Geschäftsführer in der Hockenheimer GEG und wohnte, wie seine Schwester Gerda Fleischhacker, ebenfalls in der Schwetzinger Straße 12.
Herbert Fleischhacker konnte überleben, weil „Gute Freunde“ in 3 Jahre lang in Karlsruhe versteckt haben. Jede Nacht verbrachte er bei anderen Freunden. Seine Frau und seine Kinder haben eine sehr schwere Zeit durchmachen müssen.
Sein Sohn Udo Fleischhacker, damals 4 Jahre alt, hört bis heute noch die Schreie, als seine Oma, sein Opa und seine zwei Tanten von der Gestapo am 22. Oktober 1940 in ihrer Wohnung abgeholt und mit dem „Grünen Wägele“ nach Mannheim zur Sammelstelle im Hauptbahnhof gebracht worden sind. Er sagte: „So etwas kann man sein ganzes Leben lang nicht vergessen und auch nicht begreifen. Oft muss ich an diesen schrecklichen Tag denken, an dem unsere Familie so geweint hat, weil sie auseinandergerissen worden ist.“ Niemand wusste wohin ihre Reise, Verschleppung ging.
Von Mannheim aus sind Sie in Viehwagons der Deutschen Reichsbahn, mit 2.335 „Badischen Juden“, in das das französische Internierungslager Gurs am Westrand der Pyrenäen, deportiert worden.
1942 sind Ludwig Baumgarten, Regina Baumgarten, Ingeborg Baumgarten und Gerda Fleischhacker vom Lager Gurs nach Auschwitz deportiert worden. In Auschwitz sind sie ermordet worden.

4. Werner Artur Allenberger
Hildastraße 6

Quellen: Das wahre Gesicht des Rhein-Neckar-Kreises, Widerstand Seite 167 und Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung…, Urkunde Nr. 292 vom 22.12.1920 Standesamt Hockenheim
Opfer der Wehrmachtsjustiz wurde auch der Hockenheimer Bürger Werner Artur Allenberger. Herr Allenberger wohnte in Hockenheim in der Hilda Straße 6. Das Militärgericht in Bolgrad verurteilte den am 21. April 1944 verhafteten, gläubigen Zeugen Jehovas, Werner Artur Allenberger, wegen Kriegsdienstverweigerung zum Tode. Das Urteil wurde am 8. Mai 1944 in Tabaki bei Bolgrad vollstreckt.
Der damals 23-Jährige schrieb diesen Abschiedsbrief an seine Eltern:
„Meine Lieben Eltern,
Mein Hoffen und Wünschen war immer, Euch, liebe Eltern, wieder-
zusehen. Aber Gott der Richter über alles Menschliche und Irdische,
wird einsehen, dass ich als ehrlicher Mensch und gottgläubig diesen
Tod sterben muss. Ich will nun nicht mehr lange Worte machen und
weiß, dass wir nach dem irdischen Leben ein fröhliches Wiedersehen
im Himmel feiern werden.Weine nun nicht meine liebe Mama und
sei tröstlich mein lieber Papa.
In Liebe Werner“

Erste Stolperstein-Verlegung am 7. November 2013 in Hockenheim – Geplanter Programmablauf

Erste Stolperstein-Verlegung am 7. November 2013 in Hockenheim – Geplanter Programmablauf

14:00 Uhr
Verlegestelle I
Familie Adelsberger, Untere Hauptstraße 3

Es werden 6 Stolpersteine verlegt
Musikstück: Theodor-Heuß-Realschule Hockenheim (THR): Lied “Dos Kelbl” mit Gitarrenbegleitung
Begrüßung: OB Herr Gummer
Familiengeschichte: Carl Friedrich Gauß-Gymnasium Hockenheim (CFG-G): Lesung von Schülerinnen und Schüler
Ansprache: Herr Demnig – Kurze Ansprache

circa 14:30 Uhr

Verlegestelle II
Familie Adelsberger, Schwetzinger Straße 1

Es werden 2 Stolpersteine verlegt
Treffpunkt: gegenüberliegende Straßenseite, Mooresville-Platz
Musikstück: THR Frau Lohmann / “Hatikvah”
Familiengeschichte: CFG-G Schülerinnen und Schüler der Klassen von Herrn Ebner
Aphorismus: Carl-Theodor-Schule Schwetzingen (CTS): „Über Geschichte(n) stolpern, damit wir Zukunft gestalten können“.
Vorgelesen in den Sprachen: deutsch, polnisch, englisch, spanisch, türkisch, französisch und noch einmal auf Deutsch.
Hockenheimer Schüler und Schülerinnen der Carl-Theodor-Schule Schwetzingen sowie Schüler und Schülerinnen anderer umliegender Gemeinden, die sich aktiv für das Erinnern einsetzen.

circa 15:00 Uhr

Verlegestelle III
Familien Baumgarten/Fleischhacker, Schwetzinger Straße 12
Es werden 8 Stolpersteine verlegt
Musikstück: THR Frau Lohmann / “Hatikvah”
Familiengeschichte: CFG-G Lesung von Schülerinnen und Schüler

circa 15:30 Uhr

Verlegestelle IV
Werner Artur Allenberger, Hildastraße 6
Es wird ein Stolperstein verlegt
Zeugen Jehovas: Den Ablauf gestalten Erwachsene u. Jugendliche der Zeugen Jehovas
Zwei Film-Teams, bestehend aus Schülerinnen und Schüler der THR und der Luise-Otto-Petters-Schule (LOP), werden mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Heidelberg, die erste Stolperstein-Verlegung in Hockenheim filmisch begleiten.

Unterstützer

Unterstützer

Günther Beeh, Konr.-Adenauer-Str. 2, 68766 Hockenheim
Ernst Bohrmann, Leipzigerstraße 3, 68766 Hockenheim
Markus Fuchs, Untere Mühlstraße 1, 68766 Hockenheim
Bärbel Hesping, Martin-Luther-Straße 7, 68766 Hockenheim
Christian Krämer, Birkenallee 30/1, 68766 Hockenheim
Herbert Kühnle, Oftersheimer Str. 41, 68766 Hockenheim
Ulla Mack, Heinrich Böll Str. 12, 68766 Hockenheim
Wolfgang Nowak, Schwetzinger Str. 82/1, 68766 Hockenheim
Siegfried Renz, Kanarienweg 1, 68766 Hockenheim
Marcus Scholz, Karlsruher Str. 21, 68766 Hockenheim

Kontakt

Fachbereich Organisation, IuK und zentraler Service
Rathausstraße 1
68766 Hockenheim
Telefon 06205 210
Fax 06205 212015
Natascha Spahn

Fachbereich Organisation, IuK und zentraler Service
Fachbereichsleiterin

Telefon 06205 212100
Fax 06205 212015
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