Sprachförderung durch Spiel und Musik: Die Erfolgsstrategie des Südstadt-Kindergartens
Kommunikation ohne Grenzen: Der integrative Ansatz im Südstadt-Kindergarten
Wie trotz Sprachbarriere ein harmonisches Miteinander möglich ist – und wie diese Sprachbarriere durch liebevollen Umgang, professionelle Tools und aktive Förderung überwunden werden kann, zeigt sich am Beispiel des Südstadt-Kindergartens.
„Viele unserer Kinder haben einen Migrationshintergrund beziehungsweise können kaum bis gar kein Deutsch, wenn sie zu uns kommen“, erzählt Kindergartenleiterin Christa Altenberger. Doch sie sieht das nicht als Problem. „Wir hatten schon immer viele mehrsprachige Kinder in unserer Einrichtung. Von daher haben wir durch jahrelange Erfahrung sehr hilfreiche Strategien entwickelt, um jedes Kind gleichermaßen mitzunehmen und von Anfang an in die Gruppe zu integrieren.“
Die wichtigste Sprachförderung findet im alltäglichen Umgang und im Spiel statt. Während dem freien Spiel in den Gruppen, zu den Sitzkreisen und während der Essenszeiten kommunizieren die Erzieherinnen ständig mit allen Kindern. „Durch den Alltag lernt man Sprache und Sprechen“, ist Christa Altenberger überzeugt. Es gibt aber auch gezielte Angebote, die konkret darauf abzielen, das Sprechen und die Sprache der Kinder zu verbessern. Eines davon ist „Singen, Bewegen, Sprechen“, ein Projekt, das gemeinsam mit der Musikschule Hockenheim regelmäßig stattfindet. Besonders für Kinder mit Förderbedarf geeignet dürfen dort aber alle daran teilnehmen, die Lust am Singen und Bewegen haben. „Die Kinder machen hier Klatsch- und Bewegungsspiele und der Kollege von der Musikschule singt mit ihnen gemeinsam und spielt Gitarre“, so Erzieherin Hannah Filipovic. Auch für Kinder, die mit dem Sprechen an sich noch Schwierigkeiten haben, ist „Singen, Bewegen, Sprechen“ eine tolle Möglichkeit, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern.
„Wir informieren uns über die Sprache und Herkunft der Kinder und gehen auf jedes Kind individuell ein. Mit manchen Kindern funktioniert es besser, wenn man mit Händen und Gestiken kommuniziert, ein anderes Kind spricht besser auf Symbole an, andere sprechen wir zum Teil auch in der Muttersprache an – wir haben Kolleginnen die türkisch sprechen, kroatisch, rumänisch und mehr“, erzählt Hannah Filipovic. „Das Thema Sprachentwicklung und Sprachförderung ist auch fester Bestandteil der Erzieher-Ausbildung“, ergänzt Kindergarten-Leiterin Christa Altenberger.
Als weitere Möglichkeit kann der Kindergarten den Eltern auch einen Wochenplan zur Verfügung stellen, auf dem sie zu Hause beobachten und eintragen können, wann und wie oft ihr Kind Deutsch spricht oder eher auf die Muttersprache zurückgreift. Und selbstverständlich werden auch Kinder gleichsam gefördert, die zwar Deutsch sprechen können, aber noch nicht so gerne und gut. „Wir passen das individuell auf jedes Kind an, sprechen auch viel mit den Eltern und finden so heraus, wie wir am besten unterstützen können“, so Hannah Filipovic. „Die Kinder lernen am besten in der Gruppe, im Spiel und in der Interaktion mit anderen Kindern. Da ist die Sprachbarriere an sich auch überhaupt kein Problem“, hat sie beobachtet. „Die Kids verständigen sich mit Händen und Füße, mit Gesten, mit Zeigen.“
Bekanntermaßen hilft es auch, Sprache zu verbildlichen. Ein Tool, das dabei deutschlandweit eingesetzt wird, sind die sogenannten Metacom-Symbole. Über 15.000 kleine Bildchen zeigen Alltagsgegenstände, Gefühle, Gebäude und vieles mehr. „Über diese Symbole können wir einfach zeigen, was wir meinen und die Kinder verstehen das sehr schnell“, so Kindergartenleiterin Christa Altenberger. Auch in der Kommunikation mit den Eltern werden die Metacom-Symbole häufig eingesetzt. „Bei den Entwicklungsgesprächen mit den Erziehungsberechtigten wollen wir natürlich, dass keine Missverständnisse entstehen. Durch die Metacom-Symbole lässt sich auch hier eine Sprachbarriere recht einfach überwinden und beide Seiten können leichter miteinander kommunizieren“, sagt Altenberger weiter. Die Symbole kommen auch in einer Entwicklungspyramide zum Einsatz. Auf dieser wird verbildlicht, was das Kind schon kann, was es noch lernen kann und welches Ziel man sich aktuell setzen möchte.
Allgemein helfe es den Kindern auch, daheim viel zu sprechen. „Sie lernen übers machen, übers Sprechen mit anderen Kindern. Ein Sportverein kann da auch sehr hilfreich sein, das empfehlen wir den Eltern auch immer“, so Filipovic.