Die Stadtgeschichte von der Steinzeit bis heute

Es war eine Gruppe aus „Detektiven und Archivaren“, die sich Ende 2005 auf die Suche nach Spuren der Hockenheimer Geschichte gemacht haben. Ihren Platz fanden sie als Gruppe „Bruchbuden? Von wegen!“ in der Lokalen Agenda 21. Dort fanden sie bis 2015 ihren Platz und mussten ihre Suche schließlich einstellen, weil das Grundbuchamt der Stadtverwaltung geschlossen wurde. Bis dahin aber haben sie unfassbar viel Material rund um Hockenheims Geschichte zusammengetragen.

Initiatoren waren die Architektin Elisabeth Fränznick aus Schwetzingen sowie der Bildhauermeister Elmar Reiche aus Hockenheim, viele Jahre lang war Horst Eichhorn Sprecher und das nach außen hin sichtbare Gesicht der Gruppe. Unterstützung bekamen sie von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern und Hockenheimern, die ihre Häuser, Keller und Speicher öffneten, um die Suche zu unterstützen, aber auch von der Stadtverwaltung selbst.

Die Hockenheimer Geschichte

Vor der Gründung

Vor der Gründung

Sehr wahrscheinlich zogen kleine Gruppen von Neandertalern schon vor mehr als 50.000 Jahren auch durch die Gegend, wo sich heute die Hockenheimer Gemarkung erstreckt. Sie waren jagende Nomaden, blieben nie lange und wurden in unserer Gegend vor gut 30.000 Jahren von dem Menschentyp verdrängt, welchem alle heute lebenden Rassen angehören. Erst aus einer Zeit viel später, nämlich um 2.000 v.Chr., lassen sich erste Spuren von Menschen nachweisen, die zeitweilig hier siedelten. Werkzeug- und Grabfunde im Gewann „Hochstetten“ am Hofweg belegen das. Sie gehörten der „Glockenbecher-Kultur“ an, waren von Südwesten her eingewandert und lebten immer mehr vom Ackerbau, weshalb sie das Nomadentum aufgeben und sesshaft werden konnten bzw. mussten. Ab etwa 1200 v. Chr. kamen die Kelten in unser Gebiet. Sie hinterließen wesentlich deutlichere Siedlungsspuren sowie Zeugnisse ihrer späteren Unterwerfung durch die Römer. Noch zu deren Herrschaftszeit, im 1. Jahrhundert n.Chr., sickerten von Osten her zunehmend Angehörige eines germanischen Stammes ein, die Neckar-Sueben (Schwaben). Menschen und Sprachen vermischten sich friedlich. Es gibt Hinweise darauf, dass seinerzeit auf unserer heutigen Gemarkung ein Römer-Kastell gebaut wurde. Es stand wohl am Rande des Hochgestades, diente der Bewachung des Weges vom Verwaltungszentrum Lobodunum (Ladenburg) nach Noviomagnus (Speyer). Ein breiter Rheinarm verlief damals einige Zeit wahrscheinlich direkt unterhalb vorbei (Gewann „Horststücker“). Auch Reste eines römischen Bauernhofes („villa rustica“ ) wurden gefunden. Solche Betriebe wurden meist von ausgedienten Legionären, ihren einheimischen Lebensgefährtinnen und den gemeinsamen Kindern bewirtschaftet. Doch ab etwa 250 n.Chr. war es am ganzen Oberrhein vorbei mit den ruhigen Zeiten, denn ein anderen germanischen Stamm, die Alemannen, drängten die Römer und alle Einheimischen, die sich nicht von ihnen lossagten, mit Gewalt zunächst bis an den Rhein und später noch weiter nach Westen zurück.

Wie es mit Hockenheim begonnen haben könnte

Wie es mit Hockenheim begonnen haben könnte

In jene Zeit, also etwa zwischen 300 und 500 n. Chr., fällt wohl der Beginn der eigentlichen, ununterbrochene Siedlungsgeschichte unserer Stadt. Ob der erste „Bauherr“ wirklich „Hoggo“ (Hugo) hieß oder „Oggo“ oder „Ogin“ und ob er Suebe war oder Alemanne und ob auch keltisches Blut in seinen Adern floss, wer weiß? Vielleicht war er ein Flüchtling, der im Jahr 451 beim Durchzug der Hunnen unter Attila („Hunnensturm“) hierher verschlagen worden war. Oder war er doch schon ein Franke, dessen Stamm nach den siegreichen Schlachten gegen die Alemannen in den Jahren 496 und 506 begann, für Jahrhunderte weite Teile Europas zu dominieren? Wir werden es nie zweifelsfrei wissen und müssen daher bezüglich der Gründungsgeschichte die Fantasie bemühen. Vielleicht war es so: Hoggo wuchs mit seiner Mutter, der Großmutter mütterlicherseits, einigen Geschwistern und anderen Verwandten am Ufer eines Flusses auf, den die Oma in ihrem eigenartigen Sprachmischmasch als „Neika“ (von indogermanisch „neik“ = der Heftige; heute Neckar) bezeichnete, der einen halben Tagesmarsch gen Sonnenuntergang in den „Rin“ (von indogerm. „ri“ = der Fließende; heute Rhein) mündete. Er wusste von seiner Mutter, dass die Oma in ihrer Kindheit nur „keltsch“ (keltisch) sprechen konnte. Wenn er sie über ihre Jugend ausfragen wollte, wurde sie immer sehr traurig und schweigsam. Vom Vater ihrer Kinder sprach sie nie. Offenbar hatte sie Schlimmes erleben müssen. Diese Oma hatte die Vaterrolle in der Familie übernommen, seit jener an einem Wasserloch im Wald das überraschende Zusammentreffen mit einer Braunbärin, die zwei Junge führte, nicht überlebt hatte. Das Schicksal seiner Vorfahren vor Augen, die mehrfach als Folge großer Überschwemmungen des Neika ihre Siedlung verlegen mussten, hatte Hoggo schon früh ganz bestimmte Vorstellungen über die Beschaffenheit eines guten Baugeländes. Es musste auf dem Rhein-Hochgestade liegen und zudem am möglichst hohen Ufer eines Baches. Letzteres wegen des lebensnotwendigen Trink- und Nutzwassers, der Möglichkeit zum Fischfang, sowie der schnellen Ableitung der Abwässer. Auch eine möglichst nahe Furt durch diesen Bach war für das Alltagsleben von Vorteil, auch wenn damit das Risiko verbunden war, dass des Öfteren Fremde unvermutet auftauchten. Als er alt genug war, um sich selbständig zu machen, schaute sich Hoggo bei seinen zahlreichen Jagdzügen nach einem solchen Gelände um und fand es schließlich an einem Bach, der als „Creuch“ ( keltisch: „Schlamm, Lehm“; heute Kraich) bekannt war. Er überzeugte seine Auserwählte, diese ihre kritischen Eltern, und als auch der heidnische Priester nach Übergabe eines von Hoggo selbst erlegten Wildschweins keine Einwände mehr hatte, schritt er zur Tat und machte den Platz baureif. An einem Frühlingstag begann der unbewusste Stadtgründer mit der Errichtung seiner ersten Wohnhütte aus Holz mit Schilfdach samt angebautem Stall. Bald war auch eine separate Vorratshütte und in kurzer Entfernung eine kleine Opferstätte für die Götter fertig. Noch im gleichen Sommer wurde geheiratet und das junge Paar zog ein. Hoggo´s Heim, der Kern von Hockenheim, war fertig. Vieles spricht dafür, dass sich daraus der „Untere Freihof“ ( Rest = „Hotel Kanne“) entwickelte, auf dessen ursprünglichem Innenhof seit 2010 die hierher versetzte „Zehntscheune“ steht. Wie es der Brauch war, hatten Geschwister und Jugendfreunde dem Hoggo beim Bauen geholfen. Er konnte einige davon überzeugen, sich nahe seiner Hütte ebenfalls anzusiedeln, denn mit vereinten Kräften waren schwere Arbeiten und Gefahren besser zu bewältigen. So entstand rasch eine kleine Siedlung samt Palisadenzaun zum Schutz vor tierischen und menschlichen Feinden. Die Opferstätte wurde vergrößert und daneben ein erstes Gelände für Bestattungen freigehalten. Später wurde der erste Brunnen gebaut. Um Ackerland zu gewinnen, begannen schweißtreibende Rodungsarbeiten am Rande des nach Norden und Osten angrenzenden Urwaldes. Die anfängliche Fruchtbarkeit dieses Bodens ließ bald nach, denn die alte Waldkrume wurde dünner und der wenig fruchtbare Sandboden kam durch. Man behalf sich mit Düngung, punktuelle Bewässerung, Teilbrache und immer weiteren Rodungen. Außerdem nutzte man das breite Bachbett der Kraich als Viehweide sowie zur Gewinnung von Winterfutter. An eine landwirtschaftliche Nutzung des riesigen Tiefgestades im Westen war nicht zu denken, denn es wurde oft vom Rin überschwemmt, war sumpfig, voller Schnaken und daher nur sehr eingeschränkt zur Jagd geeignet. Viele Kinder wurden geboren und die meisten von den relativ wenigen, die das Erwachsenenalter erreichten, blieben in der Nähe der Eltern, denn es gab es genügend Land, Holz, jagdbares Wild, Früchte und der Bach war voller Fische. Die Söhne gründeten Familien, bauten eigene Hütten und legten neue Äcker an. Die Töchter waren so fleißig und hübsch (schließlich waren sie Hockenheimerinnen), dass junge Männer aus anderen Siedlungen bald selbst glaubten, es sei ihre eigene Idee gewesen, sich ebenfalls nahe dem alt und weise gewordenen Hoggo anzusiedeln.

Bevölkerungsentwicklung und bauliche Konsequenzen

Bevölkerungsentwicklung und bauliche Konsequenzen

Aus dieser kleinen Siedlung entlang dem Hochufer der Kraich entwickelte sich der Weiler, welcher bei der ersten urkundlichen Erwähnung als „Ochinheim“ in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch aus dem Jahre 769 so um die 100 Einwohner gehabt haben dürfte. Das Wachstum des kleinen Dörfchens „Hoggene“ ging bis in das 14. Jahrhundert langsam vor sich, zumal nicht mehr als ursprünglich jeder einfach nach Bedarf bauen durfte. Alles Land war in fränkischer Zeit Eigentum des Adels oder der Kirche, deren Genehmigung für jedes größere Bauvorhaben erforderlich war und die nicht nur zustimmen mussten, sondern dafür auch etwas haben wollten. Also überlegte es sich jeder sehr genau, bevor er baute. Trotz meist schwieriger Lebensbedingungen wuchs die Zahl der Einwohner und dürfte 1644, als Hockenheim vom 30-jährigen Krieg erstmals mit voller Wucht getroffen wurde, zwischen 500 und 600 betragen haben. Im Jahr 1649, also ein Jahr nach Friedensschluss, wurde der kurfürstlichen Regierung auf Anfrage mitgeteilt, dass „nur der zehente theil der Mannschaft (Einwohner) übrig“ sei. 44 Jahre, drei weitere Kriege sowie zwei Missernten später hausten wohl noch weniger Menschen in den verkohlten Trümmern und die Zahl der Hockenheimer war vermutlich sogar unter den Bestand des offiziellen Gründungsjahres 769 zurückgefallen. Religiöser Fanatismus und die rücksichtlose Durchsetzung von Machtinteressen hatten weiten Landstrichen einen Sturz von der Hochkultur quasi in die Steinzeit gebracht. Von diesem Rückschlag hat sich Deutschland nie wieder ganz erholt. Schon ab etwa 1650 hatte die kurpfälzische Obrigkeit mit gezielter Einwanderer-Werbung begonnen, wodurch in den folgenden Jahrzehnten einige Dutzend Familien, insbesondere aus der Schweiz und Frankreich, nach Hockenheim kamen. Auch jüdische Zuwanderer und Hugenotten wurden hier sesshaft. Dadurch sowie durch hohe Geburtenraten stieg die Einwohnerzahl bis 1741 wieder auf etwa 800 Einwohner an. Im Jahr 1781 werden urkundlich „1068 Seelen“ bestätigt, 1835 waren daraus rd. 2.300 geworden, bei der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1895 wurden rd. 5.300 Hockenheimer gezählt, 1935 waren es rd. 9.800 und 1950 lebten rd. 12.500 Bürger hier. Es folgten 10 Jahre ohne Zuwachs, dann aber ging es Schlag auf Schlag. Schon 1964 waren mehr als 14.000 Einwohner gemeldet und im Jahr 2001 wurde die 20.000 - Grenze überschritten und damit Hockenheim zur „Großen Kreisstadt“. Gemessen an der heutigen Einwohnerzahl von knapp 22.000 ist Hoggo´s Gründung somit eine Erfolgsgeschichte, trotz mehrfachem Aderlass durch Kriege, Seuchen, Hungersnöte und Auswanderung. Die städtebauliche Entwicklung Hockenheims verlief über Jahrhundert als typisches fränkisches Straßendorf, gelegen an einer uralten Kreuzung von Völker- und Handelswegen. Die meisten Hütten standen nebeneinander zu beiden Seiten eines Feldweges auf dem östlichen Hochufer der Kraich, aus dem sich langsam die Hauptstrasse entwickelte. Das Zentrum war eine kleine Kapelle, später die Stadtkirche. Wegen der Furt durch den Bach war die wichtigste Verbindung nach auswärts Jahrhunderte lang die Achse Speyerer Weg (mit Abzweigung Richtung Frankfurt) / Heidelberger Weg. Diese recht zentrale Verkehrslage wurde für Hockenheim Segen und Fluch zugleich. Die bald nach Siedlungsbeginn entstehenden sonstigen Pfade zu benachbarten Siedlungen haben anfangs wohl ähnlich ausgesehen wie heute noch das verbliebene Reststück des „Sandheiser Peedl“ (Pfad nach Sandhausen) im Hardtwald. Die wachsende Bevölkerung brauchte weiteren Siedlungsraum und so musste der seinerzeit übliche Palisadenzaun (eine Stadtmauer konnte man sich nicht leisten) immer wieder Richtung Norden, Osten und Süden versetzt werden. Schließlich entschloss man sich, als zusätzliche Sicherungsanlage davor einen Wassergraben auszuheben, zu dessen dauerhafter Flutung ein erstes Wehr am Kraichbach gebaut werden musste. Etwa im 11. Jahrhundert wurde der Graben wieder zugeschüttet, vermutlich, weil die laufende Pflege der Anlage zu aufwendig und die Wasserzufuhr immer problematischer wurde. Möglicher Weise stand dies im Zusammenhang mit dem seinerzeitigen Bau des Mühlgrabens. Die heutige Ottostrasse hieß bis ins 19. Jahrhundert „Im Dorfgraben“ und folgt zusammen mit der Oberen Mühlstraße dessen früherem Verlauf.

Die "Bach"

Die "Bach"

Die Kraich ist schon immer das natürliche Rückgrat von Hockenheim, auch wenn seine Bedeutung für die Bewohner im Laufe der Jahrhunderte geringer wurde. Sie folgt, ursprünglich mit mehreren Seitenarmen, dem breiten Hauptarm des etwa vor 7.000 Jahren trocken gefallenen „Kinzig-MurgFlusses“, der seinerzeit zwischen Hockenheim und Reilingen lag und beim früheren „Dreckloch“ in das Tiefgestade des Rheins mündete. Während der Schneeschmelze führte dieser Fluss sehr viel Wasser und sein Delta umfasste das Gebiet zwischen dem heutigen Kriegbach bei Altlußheim und dem heutigen Leimbach bei Brühl. Regulierende Eingriffe in Bachläufe sind in unserer Gegend schon aus der Römerzeit bekannt. Vielleicht mündete der Angelbach, welcher heute bei Wiesloch in den Leimbach fliest, ursprünglich in die Kraich. Damit würde es erklärbar, dass diese bis in das 18. Jahrhundert hinein meist als „Angelbach“ und unsere Region als „Angelgau“ bezeichnet wurden. Das erste bekannte örtliche Stauwehr lag am damaligen Ende der heutigen „Oberen Mühlstraße.“ und entstand bereits im Mittelalter. Es diente ursprünglich hauptsächlich der Bewässerung des Dorfgrabens. Vermutlich um das Jahr 1100 wurde der Mühlgraben angelegt, der viel später, im Jahr 1894, zum Hauptlauf des Baches gemacht wurde. Schon frühzeitig hat man zudem damit begonnen, erste Teile des breiten und sumpfigen Bachbettes zu entwässern, um Weide- und Ackerland zu gewinnen. Alte Geländenamen wie „Bruchgärten“ und „Schackgärten“ beweisen zudem die noch heute dort verbreitete Nutzung als Hausgärten. Weitgehend in Vergessenheit geraten ist, dass in jener Zeit und bis gegen Ende des 30-jährigen Krieges an dem nach Südwest ausgerichteten Steilabfall zum Tiefgestade intensiv Weinbau betrieben wurde. Daran erinnern Straßennamen wie „Altwingertweg“ und „Hinter den (Wein-) Bergen“. Der Hauptlauf des Baches wurde auf Hockenheimer Gemarkung immer mehr entlang des östlichen bzw. nördlichen Hochufers gelegt, damit das Wasser möglichst nahe am Ort vorbei floss. Ein tieferes und damit dauerhaft stabiles Bachbett wurde allmählich durch den in unregelmäßigen Abständen durchgeführten „Bachaushub“ erreicht. Ab 1762 wurden diese Arbeiten gekrönt mit der Kappung der letzten natürlichen westlichen und südlichen Seitenarme und deren Umgestaltung zu einem Ent- bzw. Bewässerungssystem durch den Bau von Schleusen, Gräben und Dämmen. Die Gesamtanlage umfasste schließlich den Bereich von der Gemarkungsgrenze zu Reilingen bis einschließlich Messplatz (u.a. Gewanne „Breitwiesen“, „Oberbruch“, „Stöcket“) sowie auch das nordwestlich des Speyerer Weges (Karlsruher Str.) gelegene Überschwemmungsgebiet „Stiegwiesen“, dessen linker Teil in den achtziger Jahren zum “Ebert-Park“ umgestaltet wurde. Reste des Systems sind immer noch erkennbar insbesondere beim Völkerkreuz, dem Messplatz und am südlichen Stadtrand. . Bis etwa 1830 bildete der Bachlauf die westliche Bebauungsgrenze von Hockenheim. Die einzige Ausnahme war der nördliche, ältere Teil der Zehntscheune. Eine Zeichnung aus dem Jahr 1860 beweist nicht nur die begonnene Verschiebung der Ortsgrenze über den Bach hinweg nach Westen, sondern auch, dass sowohl dieser als auch ein Bewässerungskanal in getrennten Betten und im Abstand von etwa 60 Metern unter der Karlsruher Str. hindurch geführt wurden. Beide Wasserläufe der Kraich, also Bachbett und Mühlgraben, wurden schließlich im Jahr 1930 mittels Betonmauern kanalisiert. Das war eine zwar praktische, aber optisch sehr unschöne Lösung, die früher bis zur alten Bahnlinie ging. Während der westliche Bachlauf im Rahmen der Landesgartenschau bereits renaturiert wurde, sollen die Teile östlich der Karlsruher Str. in den nächsten Jahren im Zuge von Maßnahmen zum Hochwasserschutz wieder in einen mehr natürlichen Zustand versetzt werden. Wenn die entsprechenden Pläne so verwirklicht werden, wie sie vorgestellt wurden, kann man sich auf eine deutliche Verbesserung des Stadtbildes freuen. Erwähnenswert ist auch, dass auf unserem Bach bis etwa 1700 aus dem Kraichgau heraus die Flößerei betrieben wurde. Bald danach plante ein tüchtiger Hopfen- und Tabakhändler sogar die Schiffbarmachung von Hockenheim bis zum Rhein, was jedoch am Widerstand interessierter Kreise aus Speyer und Mannheim scheiterte. Ursprünglich floss der Kraichbach westlich des heutigen Segelflieger-Platzes und nahe an der erst um 1960 entstandenen Seewaldsiedlung vorbei zum Rhein. Der heutige, künstlich geschaffene Bachverlauf ab dem Wehr nahe dem Altwingertweg war bedingt durch die Anlage des „Karl-LudwigSees“, der Wasserzufuhr benötigte. Erst im Jahr 1846 wurde der Wasserlauf wegen der Rheinregulierung ab dem Seehaus bis zur heutigen Mündung bei Ketsch verlängert. Bevor es ab 1910 fließenden Wasser in den Häusern gab, wurde die schmutzige Wäsche (auch im übertragenen Sinn) von vielen Hockenheimer Hausfrauen im Kraichbach gewaschen und zwar fast immer montags. Zum Trocknen wurden dann die großen Stücke auf der Bleiche ausgebreitet, und die Kinder mussten aufpassen, dass nicht Gänse und Enten darüber watschelten und durch Hinterlassung gewisser „Andenken“ die mühsame Arbeit zunichte machten. Die Bleiche war genau da, wo heute der Messplatz mit angrenzender Wiese und Gymnasium ist. 

Wald, Wiesen, Äcker, Tiefgestade und die Bauern

Wald, Wiesen, Äcker, Tiefgestade und die Bauern

Über Jahrhundert war Holz das wesentliche Baumaterial für alle Behausungen, Brücken sowie technische Anlagen der Hockenheimer. Grundmauern, Keller oder gar ganze Gebäude aus Stein konnten sich über Jahrhunderte nur die Kirche und Adelige leisten. Das änderte sich langsam erst im 18. Jahrhundert, als es Gastwirte, Handwerker und Händler zu bescheidenem Wohlstand gebracht hatten und größere sowie dauerhaftere Hauser bezahlen konnten. Die andauernde Rodung für landwirtschaftliche Nutzung sowie der Holzbedarf für Gebäude, Herde, Öfen und auch für die gewerbliche Köhlerei, führte dazu, dass der Wald auf dem Hochgestade („Hardt“= bewaldeter Hang) immer mehr zurückgedrängt wurde. Hinzu kam, dass der wachsende Bestand an Haustieren zwecks Futtersuche in den Wald getrieben wurde, was zum Verbiss der Jungbäume führte mit dem Ergebnis, dass weite Teile des früheren dichten Urwalds zu fast baumloser Heide wurden. Holz, Tierfutter und Einstreu wurden knapp. Nach dem Verbot der ungeregelten Waldnutzung, also auch der Waldweid, im 1700 Jahrhundert begannen erste, einige Jahrzehnte später auch systematische Aufforstungen mit der genügsamen und schnell wachsenden Forle (Kiefer) im Hardtwald; diese Nadelbäume konnten aber den ursprünglichen Laubwald nur teilweise ersetzen. Erst als sich langsam wieder eine Humusschicht gebildet hatte, wurden ab beginnendem 20. Jahrhundert auch wieder Laubbäume gesetzt. Der von der Forstverwaltung angestrebte Mischwald wird zwischenzeitlich immer sichtbarer. Ein Teil des Rheinwassers floss zur Römerzeit meist noch direkt am Rand des Tiefgestades entlang. Immer wieder auftretende riesiger Überschwemmungen bewirkten, dass der Fluss später seinen Lauf viel weiter nach Westen verlegte, um etwa im Jahr 775 durch Bildung des „Marlach“-Armes (vermutlich von „Mark-Lache“) erneut näher an Hockenheim heran zu rücken. Dort verlief von 1462 bis 1806 die westliche Gemarkungsgrenze von Hockenheim und damit auch Landesgrenze der Kurpfalz zum Bistum Speyer. Das Verbot der Waldweid und die dadurch notwendig gewordene Stallhaltung des Viehs zwang die Bauern, zwecks Gewinnung von Futter und Einstreu nicht nur das Bachbett der Kraich durch Trockenlegung intensiver zu nutzen, sondern auch die viel mühsamere Erschließung des sehr nassen Rhein-Tiefgestades in Angriff zu nehmen. Obwohl dort über die Jahrhunderte so mancher Damm und Kanal gebaut und durch Hochwasser wieder weggespült wurde, konnten ab 1780 Fortschritte bei der Trockenlegung gemacht werden. Den echten Durchbruch brachte jedoch erst die Zeit nach dem letzten sehr starken Hochwasser von 1852. Die Rheinregulierung machte sich auch in unserer Gegend bemerkbar und die dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung wurde endlich möglich. Sümpfe wurden zu Wiesen und Weiden und einige Jahrzehnte später zu Ackerflächen. Es war ein besonderer Glücksfall, dass im Tiefgestade große Torfflächen gefunden wurden. Das „Torfloch“ in der Marlach zeugt heute noch davon, dass bis Anfang des 20. Jahrhunderts viele tausend Kubikmeter des wertvollen Materials als Brennstoff und Stall-Einstreu in den Ort gekarrt wurden. Danach wurde dieses Gelände sich selbst überlassen und es entstand ein kleiner Urwald, ab Ende der siebziger Jahren nördlich des Hofweges ergänzt durch eine Erlen-Anpflanzung. Eine weitere Vergrößerung dieser Waldfläche erfolgte ab 2002 durch Ausgleichs-Pflanzungen für Rodungen, die der Bau des Motodroms verursacht hatte. Die weiter nördlich vorhandene Tonerde im früheren Bett der Kraich konnte nach der Rheinregulierung ebenfalls großflächig abgebaut werden. Sie wurde zunächst direkt nebenan in der Ziegelei „Ketschau“ und später in einem Werk am Rheindamm zu Backsteinen und Tonziegeln verarbeitet. Die früheren Lagerstätten sind heute Naturschutzgebiete oder Angelteiche und aus der „Ketschau“ wurde ein idyllisches kleines Wohngebiet und ein Pferdehof. Der „Insultheimer Hof“, ursprünglich eine Weiler namens „Ansilisheim“, wurde etwa ab dem 6. Jahrhundert risikoreich auf einer relativ hohen Kiesbank angelegt. Sein Schicksal war dementsprechend vom Hochwasser des Rheins geprägt und so lag er mal links und dann wieder rechts der Hauptrinne des Flusses. Am Ende des 30-jährigen Krieges war der Ort völlig verlassen. Später wurden vom damaligen Eigentümer, dem Bistum Speyer, mit wechselndem Erfolg Pächter eingesetzt und es entstand wieder eine kleine Gemeinde, sogar mit Dorfmauer und Kapelle. Im Rahmen der Säkularisierung kam das Hofgut 1806 als Landesdomäne zum Großherzogtum Baden und wurde der Gemarkung Hockenheim zugeschlagen. Der heutige Weg dorthin wurde 1885 in heutiger Form ausgebaut. Am Nordrand des Hockenheimer Tiefgestades, meist auf angrenzenden Ketscher Gemarkung gelegen, bestanden schon seit dem 16. Jahrhundert einige Fischweiher, betreut und bewacht von einem „Seeknecht“. Gemäß einem Vertrag zwischen dem Bistum Speyer und der Kurpfalz wurden diese Teiche ab etwa 1650 zu einem großen Fischzuchtgewässer ausgebaut. Es entstand der zwar ziemlich flache, aber recht ausgedehnte „Karl-Ludwig-See“, benannt nach dem damaligen Kurfürsten. Der stete Wassernachschub dafür wurde gesichert durch die Verlegung des Kraichbachbettes samt Schaffung eines zum See abzweigenden Seitenkanals („Seebach“). Ein Regulierungskanal vom See zum Rhein („Strang“) war ebenfalls erforderlich. Zudem wurde der Leimbach angezapft, wofür man einen Kanal von rd. 9 km Länge quer durch den Hardtwald bis nahe Nussloch baute. Dadurch schaffte man gleichzeitig Hochwassersicherheit für den Schwetzinger Schlossgarten. Um all´ das entstehen zu lassen waren über Jahre umfangreiche Erdbewegungen notwendig, welche hauptsächlich die Hockenheimer Bauern im Rahmen ihrer Frondienst-Verpflichtungen mit ihren eigenen Werkzeugen, Vieh und Fuhrwerken zu leisten hatten. Neben Fischzucht im großen Stil diente das Gewässer jeden Herbst der Belustigung des kurpfälzischen Hofstaates, der auf kleinen Wasserfahrzeugen bei guter Bewirtung und Musikbegleitung mit Keschern beim Abfischen „half“. Auch bei diesen Gelegenheiten war tagelanger Fron-Einsatz erforderlich. Nördlich der Mündung des Hardtkanals in den Kraichbach ließ der Kurfürst ein aufwendig ausgestattetes zweigeschossiges Gebäude errichten, das man heute als „Wochenendhaus in gehobenem Stil“ bezeichnen würde. Ein Stück weiter weg wurde der „Seeknecht“ mit Familie in einer Hütte mit Stallung und kleiner Landwirtschaft angesiedelt. Das war der Anfang der heutigen Siedlung „Seehaus“, wo die bekannte Tochter des Herrschers, „Lieselotte von der Pfalz“, viele glückliche Monate ihrer Kindheit verbrachte, wie sie später in Briefen mehrfach erwähnte. Dass der Kurfürsten die abgelegene Liegenschaft auch als „Liebesnest“ für seine Nebenfrau nutzte, sei am Rande erwähnt. Ab etwa 1740 wurde der Karl-Ludwig-See immer weniger instand gehalten und verlandete mehr und mehr. Die letzten Reste verschwanden gut 100 Jahre später im Zuge der Rheinbegradigung. Bei Hochwasser allerdings steht seine tiefste Stelle, die „Pfanne“, heute noch unter Wasser. Die Gewann - Bezeichnung „Herrenteich“ erinnert noch an die früheren Gegebenheiten. Am Hofweg im Mörsch (von „Marsch“= Übergangsbereich von Gewässer und Land), früher gleich „unterhalb“ des Gaswerkes, besaß die Stadt Hockenheim etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen Gutshof. Der zugehörige Dreschplatz war zur Zeit der Getreideernte ein viel genutzter und -besuchter Treffpunkt nicht nur für die damals noch zahlreichen Bauern, sondern auch für alle Hockenheimer Lausbuben, Diese versuchten oft, in den nahe gelegenen Obstbäumen und Schrebergärten zu „bengeln“, immer in der Angst, von Pächtern oder dem Feldschütz erwischt zu werden. Das Gut wurde in den neunziger Jahren verkauft und wird seither als privater Bauernhof geführt. In diesem Gebiet wurden nach dem letzten Weltkrieg einige Baracken sowie geschlossene Güterwaggons (ohne Räder) aufgestellt, die zunächst zur Unterkunft für viele Flüchtlinge wurden und danach zur jahrelangen, oft unangenehm feuchten und kalten neuen Heimat für Wohnungslose. Nahebei liegt jetzt das Gelände des regen Kleintierzuchtvereins, beherrscht von einer Ausstellungshalle samt Gastwirtschaft (Mörschhalle). In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts begannen Planungen mit dem Ziel, die hauptberuflichen Landwirte näher zu ihren Nutzflächen zu bringen und gleichzeitig die Hockenheimer Ortslage von den diversen Nebenerscheinungen der Bauernhöfen zu befreien. Das Ergebnis waren die Siedlungen „Siegelhain“ und „Seewald“. Dorthin verlagerten ab 1959 fast alle hauptberuflichen Bauern aus Hockenheim ihre Höfe, nachdem ein umfangreicher Ringtausch der landwirtschaftlichen Flächen durchgeführt worden war. Hockenheim verlor danach völlig seinen vorher immer noch stark bäuerlich geprägten Charakter. 

Ortsadel, Schultheiße, Bürgermeister und Rathäuser

Ortsadel, Schultheiße, Bürgermeister und Rathäuser

Im Frankenreich war aller Grund und Boden zunächst herrschaftlicher Besitz. Vom Herrscher mit Grundstücken samt Baurechten „belehnt“ wurden verdiente Krieger und Höflinge oder entfernte Verwandte, daneben wurden vielfach Klöster beschenkt. Aus den Lehnsherrschaften entwickelte sich oft ein „niedriger Adel“, dessen jeweiliges Familienoberhaupt automatisch auch Ortsvorsteher war. Der Hockenheimer Ortsadel, urkundlich erstmals im Jahr 1198 bezeugt, residierte wohl auf dem „Unteren Freihof“, der somit auch erstes Rathaus war. Der Umzug der „Edlen von Hockenheim“ in das bei Reilingen neu gebaute Wasserschloss „Wersau“ scheint dieser Familie aber nicht bekommen zu sein, denn sie starb schon um das Jahr 1300 aus . Erst ab 1444 sind Namen von hiesigen Schultheißen bekannt, deren Amtsbezeichnung ab 1832 „Bürgermeister“ und seit 2001, als die Einwohnerzahl 20.000 überschritt, „Oberbürgermeister“ lautet. Diese Männer haben zusammen mit Gemeinderäten, Bürgerausschüssen sowie fachkundigen Handwerkern, Stadtbaumeistern und Architekten auch die bauliche Entwicklung unserer Stadt maßgeblich bestimmt. Der „Untere Freihof“ war bis in das 17. Jahrhundert hinein Sitz des Schultheißen. Ein erstes eigenständiges Ratsgebäude ist in „Ockena“, wie das kleine Dorf auf einer Karte aus dem Jahr 1528 genannt wird, wahrscheinlich um 1622 entstanden, vermutlich im Zusammenhang mit dem Platzbedarf für die „Silberne Kanne“. Es ist gesichert, dass im Jahr 1717 ein altersschwaches Rathaus durch einen Neubau nahe jener Stelle ersetzt wurde, wo heute noch der Verwaltungssitz ist. Auch dieses Haus musste 1890 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Anschließend wurde bis 1892 das erste Teil des stattlichen Rathauses erbaut, welches noch heute an der Oberen Hauptstr. steht. Auch eine öffentliche Waage gehörte lange dazu. Der Verwaltungssitz wurde erstmals 1933 entlang der Rathausstraße erweitert, 1968 war die nächste Vergrößerung fällig und im Jahr 1989 wurde es schließlich durch einen Anbau bis hin zur Ottostr. erweitert. Dort wurde das Grundstück einbezogen, auf dem bis 1938 die Synagoge stand.

Ortspläne, Stadtentwicklung , Straßen und Brücken

Ortspläne, Stadtentwicklung, Straßen und Brücken

Der erste erhaltene Plan von Hockenheim aus der Zeit um das Jahr 1750 zeigt ein Straßendorf, dessen Bebauung in Nord-Süd-Richtung sich entlang der Hauptstrasse von der heutigen Kaiserstr. bis zum Beginn des Walldorfer Weges erstreckt, im Osten entlang des Dorfgrabens (Ottostr.) sowie am Heidelberger Weg fast bis zur heutigen Parkstraße und im Westen bis an den Mühlgraben. Ein einziges Gebäude stand damals jenseits der Kraich, nämlich der südliche Teil der erst Jahrzehnte später zum Doppelhaus erweiterten Zehntscheuer. Das Zentrum des Dorfes war wie heute noch die Straßenkreuzung am „Güldenen Löwen“, der späteren „Fortuna“. Heute steht dort die Sparkasse. Aus diesem alten Stadtplan wird auch deutlich, dass in den etwa 1300 Jahren seit Hoggos Hüttenbau weniger neue Grundstücke erstmals bebaut wurden, als später, z.B. zwischen 1960 und 1970, in nur einem Jahrzehnt! Aus dem Jahr 1781 ist bekannt, dass es in Hockenheim 140 Häuser gab. Von einer vorausschauenden, steuernden Bebauungsplanung kann erst ab etwa 1880 die Rede sein, als der Ortsetter immer schneller wuchs und die großflächige Zersiedelung der Landschaft begann. . Auf Hockenheimer Gemarkung kreuzten sich früher die alten Routen in Richtung Paris/Prag bzw. Basel/Frankfurt, auf denen in fränkischer Zeit der Handelsverkehr stark zugenommen hatte. Als im Jahr 1462 das Bistum Speyer die Gemeinde Hockenheim an die Kurpfalz abtreten musste, wurde es erforderlich, an der neuen Landesgrenze eine Zollstation einzurichten. Das geschah bereits ein Jahr später im neuen Grenzort Hockenheim und zwar aus rein praktischen Gründen nicht an der schwer zu überwachenden Gemarkungsgrenze zu Lußheim, sondern nahe der uralten Furt durch die Kraich bzw. dem dort bestehenden „Poststeg“ (später „Schulzebrigg“) am Speyerer Weg (Karlsruher Str.). Am weiter südlich gelegenen Übergang „Schoofbrigg“ am „Brettener und Bruchsaler Weg“ (später „Kirrlacher Weg“) wurde eine Nebenstelle geschaffen. Die in Hockenheim erhobenen Zölle wurden zu einer wichtigen Einnahmequelle für die kurpfälzische Kämmerei.  Die stark frequentierte Zollbrücke am Speyerer Weg war aus Holz und musste immer wieder repariert werden und wurde wohl schließlich durch ein Hochwasser weggerissen. Der Folgebau „iwwer die Bach“ wurde um 1610 erstmals aus Steinen gebaut, überdauerte den 30-jährigen Krieg, um im Jahre 1674 von einer französischen Soldadeska zerstört zu werden. Wie sehr das Land damals danieder lag wird aus der Tatsache erkennbar, dass der Ersatzbau erst drei Jahre später fertig wurde und wieder aus Holz war. Nach starker Beschädigung im Jahr 1746, die das „größte Hochwasser seit Menschengedenken“ verursachte, hatte die Kurpfalz erst im Jahr 1752 genügend Geld, um wieder eine Brücke aus Stein zu bauen, die dann rd. 120 Jahre ihren Dienst tat. Die Backsteine holte man übrigens aus den Ruinen des „Wersauer Schlosses“ in Reilingen, die Steine für die Verblendung kamen wie seinerzeit hier üblich aus dem Steinbruch bei Rohrbach. Auf der Nordseite wurde das schöne, zwei bogige Bauwerk ab 1755 gekrönt von einer Statue des „heiligen Nepomuk“. Dieses Kunstwerk wurde seither mehrfach restauriert und, allerdings auf der Südseite, auch in die 1872 erbaute neue Betonbrücke integriert, die heute noch erhalten ist. Bei dieser Gelegenheit wurde die früher wesentlich tiefer liegende Auffahrt von der Karlsruher Str. her auf das heutige Niveau aufgefüllt. Die Nepomuk-Figur wurde in den 60er Jahren wieder auf die ursprüngliche Brückenseite gestellt. Die am südlichen Ortsrand gelegene zweite Zollbrücke Richtung Reilingen /Bruchsal („Schoofbrigg“) wurde zunächst ebenfalls aus Holz errichtet und 1728 durch eine Steinbrücke ersetzt, deren Baumaterial auch vom Wersauer Schloss stammte. Das vorerwähnte Hochwasser brachte diese Brücke ganz zum Einsturz. Sie wurde erst viele Jahr später wieder aufgebaut und erreichte nie mehr die frühere Bedeutung. Die heute benutzte Strasse nach Reilingen entstand erst im Jahr 1820. Damals wurde die „Holzrottbrücke“ über die Kraich gelegt, heute bekannt als „stoohna Brigg“. Mit dem Wachstum der Stadt wurden weitere Brückenbauwerke erforderlich und zwar nicht nur über die Kraich, sondern auch über beide Bahnlinien samt B 36 sowie über und unter den Autobahnen. Wichtige und für die Karlsruher Str. stark entlastende neue Brücken entstanden in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Rahmen des Durchbruchs zwischen Schwetzinger Str. und Kaiserstraße und später entlang der neuen Bahnlinien.

Freihöfe (vom Frondienst befreit), Mühlen und Gasthäuser

Freihöfe (vom Frondienst befreit), Mühlen und Gasthäuser

Zwar ist der „Untere Freihof“ erst seit 1418 dokumentiert, bestand jedoch schon Jahrhunderte vorher und war bis weit in das 19. Jahrhundert hinein der wichtigste weltliche Gebäudekomplex Hockenheims. Er entwickelte sich sehr wahrscheinlich auf dem Gelände, wo einst Hoggo seine Hütten gebaut hatte und war auch der Stammsitz des früheren Ortsadels. Die Hoffläche umfasste ursprünglich den Bereich nördlich und westlich des ältesten Friedhofs, welcher anfänglich die erste christliche Kapelle (heute „St. Christophorus“) umschloss. Die Grenze des Anwesens lag entlang der heutigen Oberen Hauptstraße und Karlsruher Str. bis zur Bachbrücke, dessen Ufer entlang bis einschließlich der „Unteren Mühle“ und schloss das ganze Gelände dazwischen ein. Es war herrschaftlicher Besitz und wurde „belehnt“, also vom Landesherrn in Erbpacht gegeben. Die Haupteinfahrt zu diesem stattlichen Anwesen lag am Speyerer Weg (Karlsruher Str.). Genau gegenüber entstand im Jahre 1463 die kurpfälzische Zollstation, woraus später die erste Hockenheimer Polizeistation wurde. Auf dem Gelände des „Unteren Freihof“ wurden schon seit Menschengedenken Reisende und ihr Tross mit Speis, Trank, Bett, Viehfutter und Stall versorgt. Durch den Zollbetrieb stieg naturgemäß der Bedarf für solche Dienstleistungen und ein immer größerer Teil der vorhandenen Räumlichkeiten wurde für den Herbergsbetrieb benötigt, der auch die Umspannstation für die Postkutschen einschloss. Ein Erbpächter aus der bedeutenden Familie Engelhorn, welche lange Zeit den „Zoller“ (Leiter der kurpfälzischen Zollstation) und oft auch den Schultheißen stellte, machte im Jahre 1622  Nägel mit Köpfen und eröffnete nach grundlegender Neugestaltung und Erweiterung die „Silberne Kanne“ als erste Hockenheimer „Schildwirtschaft“. Diese, samt einigen Nebengebäuden, überstand als einziger größerer Komplex in Hockenheim den kriegsbedingten Brand anno 1644, wurde jedoch 30 Jahre später, im nächsten, noch verheerenderen Krieg, ebenso ein Raub der Flammen wie ganz Hockenheim. Kaum hatte man sich etwas erholt, erfolgten neue Brandschatzungen im Krieg 1688-1693. Hinzu kamen etliche Missernten. Nur wenige Hockenheimer waren danach noch am Leben. Erst viele Jahre später wurde ein ordentlicher Aufbau des „Unteren Freihof“ wieder machbar. Die neuen Pächter konnten das Hofgut später sogar kaufen und zeigten sich stets auf der Höhe der Zeit, wenn es darum ging, rentabel zu wirtschaften. So wurde dort das erste Postamt eingerichtet und bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Nebenzimmer der „Kanne“ Stummfilme gezeigt. Viele Teilflächen des großen Hofgutes wurden im Laufe der Jahrhunderte verkauft und neu bebaut bzw. genutzt. Doch immer noch existiert das Hotel „Kanne“, setzt die Jahrhunderte alte Tradition fort und bietet in modernen Räumen einen Abglanz früherer Bedeutung. Der „Obere Freihof“ war das zweite Erbpacht-Großbauerngut in Hockenheim. Er war nicht ganz so alt wie der „Untere“ und erreichte auch nie dessen Bedeutung. Er bestand auf dem Gelände zwischen Oberer Mühlstraße, Oberer Hauptstraße, und Mittlerer Mühlstraße, zog sich bis zum Bachufer hinunter und schloss dort ursprünglich auch eine Getreidemühle sowie eine Hirsenmühle ein. Der gesamte Hof, einschließlich der inzwischen separat verpachteten Mühlen, wurde 1644 niedergebrannt und kümmerte etwa 60 Jahre dahin, bis neue Pächter wieder Leben auf die Fläche brachten. Spätere erneute Rückschläge führten schließlich zur Auflösung des Hofgutes durch Verkauf von Flächenteilen. In diesem Bereich wurde 1722 auch das erste eigene Gotteshaus der hiesigen Reformierten (heute „Lutherhaus“) geweiht. Beide Hockenheimer Freihöfe bewirtschafteten große Ackerflächen und brauchten deshalb eigene Getreidemühlen. Die „Untere Mühle“ ist zwar erst im Jahr 1369 urkundlich erwähnt, dürfte jedoch die älteste Mühle auf unserer Gemarkung gewesen sein. Sie wurde 1644 und erneut 1674 niedergebrannt, immer wieder aufgebaut, mehrfach modernisiert und 1906 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. An ihrem Standort wurde dann eine „Dampfwaschanstalt“ gebaut, die als „Großwäscherei Schütz“ zu regionaler Bedeutung aufstieg und im Jahre 1974 stillgelegt und bald danach abgerissen wurde. Heute stehen dort Wohnblocks, vor deren Zufahrt ein Brunnen an die früheren Hockenheimer Waschfrauen erinnert. Die „Obere Mühle“ ist erstmals 1387 dokumentiert. Sie wurde 1661 in „Mittlere Mühle“ umbenannt, weil die gleich gegenüber, auch am Mühlgraben, betriebene Hirsenmühle in eine normale Getreidemühle umgewandelt worden war, welcher man ab dann die Bezeichnung „Obere Mühle“ zuordnete. Die wechselnde Namensgebung ist nicht nur für Ortsfremde ziemlich verwirrend. Die „Obere Mühle“ produziert bis 1910; als letzte stellte die „Mittlere Mühle“ im Jahr 1962 den Betrieb ein. Am wirtschaftlichen Erfolg der seinerzeitigen „Silbernen Kanne“ erkannten bald andere Einheimische, dass mit Speis, Trank, Tanz, Herberge und Informationsaustausch gutes Geld zu verdienen ist. Daher war es nur logisch, dass über den ganzen Ort verteilt immer neue Wirtshäuser entstanden, die teilweise sogar ihr eigenes Bier brauten. Bei Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1895 bestanden in Hockenheim mehr als zwei Dutzend Gaststätten für eine Bevölkerung von rd. 5.300 Menschen, eine bemerkenswert Pro-Kopf-Dichte, zumal fast nur Männer dort einkehrten. Seither haben die veränderten Lebensbedingungen und -gewohnheiten zwar zu einem starken Rückgang der Traditionswirtschaften geführt, doch sind an ihre Stelle neue und vielfältigere Angebote getreten. Heute prägen ausländische Gastwirte, Cafes, Bistros und Eisdielen besonders in der Karlsruher Str. das Stadtbild und mehrere Hotels bieten Quartier. Glücklicherweise und durch private Initiative steht heute noch das stolzeste unserer alten Gaststätten, der „Güldene Engel“. Er entstand im Jahre 1690 zunächst als Patrizierhaus der weitbekannten Familie Engelhorn und beherbergte ebenso wie die „Kanne“ so manchen prominenten Gast. 

Gute Zeiten und schlechte Zeiten

Gute Zeiten und schlechte Zeiten

Nach der Eingliederung in die Kurpfalz im Jahre 1462 folgten viele friedliche Jahrzehnte, in denen sich Hockenheim stetig weiter entwickelte. Doch mit Beginn des 30-jährigen Krieges begann ab 1618 ein Zeitraum von fast 200 Jahren, der geprägt war von vielen verheerenden Kriegen und Seuchen. Als Folge wanderten Hunderte Hockenheimer aus, bevorzugt in die USA, aber auch nach Australien, Kanada, Brasilien, Ungarn, Russland und andere Länder. Um das Jahr 1690 lebten nur noch wenige Alteingesessene unter erbärmlichsten Umständen in ihrem mehrfach ausgeplünderten und abgebrannten Dorf. Die ganze Kurpfalz sah ähnlich aus. Als die Lage durch verheerende Missernten anno 1675 und 1679 völlig verzweifelt wurde, kam es in der Region sogar zu mehreren Fällen von Kannibalismus . Erst als vermehrt Einwandererfamilien in Hockenheim ansässig wurden, erholte sich das Dorf allmählich wieder. Doch die Früchte von Fleiß, Bescheidenheit und Sparsamkeit wurden in immer neuen Kriegen geraubt oder vernichtet. Flurnamen wie „Dänisches Lager“ („Dänischallee“ seit 1734) zeugen heute noch vom Aufenthalt bzw. Durchzug von Soldaten bzw. Söldnern aus aller Herren Länder. Gleichgültig ob sie Verbündete oder Feinde waren, sie mussten sich jeweils aus der Region ernähren und holten sich von der örtlichen Bevölkerung oft mit Gewalt, was sie zum Leben brauchten und noch mehr. Bedingt durch hohe Geburtenraten stieg die Zahl der Einwohner ab etwa 1695 trotz schwierigster Lebensbedingungen langsam wieder an, weshalb die Bautätigkeit zunahm. Glücklicher Weise war es als Folge der Reformation leichter möglich, privaten Grundbesitz zu erwerben und so entstanden damals neue Gebäude in Verlängerung von Hauptstr., Walldorfer Weg, Heidelberger Weg, Schwetzinger Weg und Hirschstraße. Langsam erhielt so der Ortsetter eine rundere Form und der Charakter als Straßendorf verschwand zunehmend. Der Platzbedarf für Neubauten wurde größer, denn man legte Wert auf mehr Wohn- und Nutzfläche nicht nur im Haupthaus, sondern auch in den Werkstätten, Schuppen, Ställen, Scheunen und Gärten dahinter. Auch die zumindest teilweise Unterkellerung wurde üblich, was das Bauen mit Steinen zunehmend zur Norm machte.

Gotteshäuser

Gotteshäuser

Wo heute das katholische Gemeindezentrum „St. Christophorus“ steht wird seit Hoggos Zeiten Gottesdienst gehalten. Das erste Kirchlein entstand dort wohl schon bald nach der Christianisierung der Franken, deren König Chlodwig I. sich im Jahr 496 taufen ließ. Es wurde zum Zeichen des Triumphes des neuen Glaubens über der früheren heidnischen Opferstelle erbaut. Weil Holz das Baumaterial der kleinen Kapelle war und weil sie bald zu klein wurde oder abbrannte, musste sie wohl mehrfach und immer etwas größer ersetzt werden. Erstmals urkundlich erwähnt wird eine Hockenheimer Pfarrkirche im Jahr 1364. Gesichert ist 1490 auch der Baubeginn einer Kirche in gotischen Stil an gleicher Stelle „inmitten des Gottesackers“. Der untere, breite Teil des damals errichteten Kirchturms steht heute noch und ist das älteste erhaltene Bauwerk unserer Stadt. Im Jahr 1644 wurde diese Kirche niedergebrannt. Der seitdem baufällige obere Teil des Turmes stürzte 1650 auf das notdürftig hergerichtete Langschiff und zerstörte es weitgehend. Erneute Reparaturen wurden mehrmals hinfällig gemacht durch Blitzschlag und Soldaten. Fast 130 Jahre lang glich der Bau mehr einer Ruine als einem Gotteshaus. Erst um 1780 war die grundlegende Erneuerung möglich. Das Fürstenhaus der „Pfalzgrafen bei Rhein“ war eines der ersten im Reich, welches der Reformation folgte. Leider waren die verschiedenen Kurfürsten unterschiedlicher Ansicht, ob den Lehren Luthers („Lutheraner“) oder Calvins („Reformierte“) zu folgen sei und so regierte einmal diese, dann jene Glaubensgemeinschaft. Gemäß damaligem Recht hatten alle Untertanen dem Entschluss des Herrschers jeweils zu folgen und taten dies auch mit mehr oder weniger Überzeugung gemäß dem Grundsatz „Wes´ Brot ich ess´ , des´ Lied ich sing´„. Mit den Gläubigen wurde jeweils auch das hiesige Gotteshaus neu ausgerichtet, so dass es ab 1556 wechselnden protestantischen Glaubensrichtungen diente. Schließlich starb diese Linie der Wittelsbacher aus und ab 1685 kam die Neuburger Linie an die Macht und die war katholisch geblieben. Der Versuch des neuen Kurfürsten, jetzt alle Untertanen wieder Rom zuzuführen, scheiterte an heftigem Widerstand, sodass letztlich Glaubensfreiheit gewährt werden musste. Während der Gegenreformation, dem 30-jährigen Krieg und durch Zuwanderung nahm nach und nach die Zahl der Katholiken in der Kurpfalz wieder zu. Im Rahmen einer landesweiten Neuordnung erhielten sie die alte Kirche in Hockenheim wieder zurück und die Reilinger Katholiken wurden dieser Pfarrei zugeordnet. Im Gegenzug mussten die Hockenheimer Reformierten zum Gottesdienst jeweils nach Reilingen laufen. Die beiden Gruppen werden sich wohl so manches Mal unterwegs begegnet sein, was zumindest verbal nicht immer friedlich verlaufen sein dürfte. Den betroffenen Gemeindemitgliedern war dieser Zustand natürlich sehr zuwider und so setzten sie trotz großem Geldmangel alles daran, wieder eigene Kirchen bauen zu können. Im Jahr 1722 war es endlich soweit, dass die Hockenheimer Reformierten ein neues Gotteshaus in der „Hollergaß“ (Mittlere Mühlstr.) weihen konnten. Es muss allerdings ein ziemlich notdürftiger Bau gewesen sein, denn er musste schon 1750 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Doch der Neubau einer stabilen, angemessenen Kirche an gleicher Stelle wurde bald danach fertig, 1757 kam ein Glockenturm hinzu. Der Bau wurde zeitweise auch den Lutheranern und sogar den Katholiken (1814-1819) zur Verfügung gestellt, was für eine Entspannung der Lage zwischen den Konfessionen spricht. Das Gotteshaus wurde mehrfach vergrößert und diente der ab 1821 endlich vereinigten evangelischen Gemeinde als Stadtkirche. Als die neue, wesentlich größere Kirche im Jahr 1907 fertig war, wurden die alten Räumlichkeiten zum „Lutherhaus“ umgestaltet und von der Gemeinde ab 1908 als Schule, Kindergarten, Sozialstation und für Veranstaltungen genutzt. Hundert Jahre später war eine grundlegende Renovierung und Neugestaltung notwendig und nach einem finanziellen Kraftakt ist das Haus seit dem Jahr 2008 wieder ein Fixpunkt der Evangelischen und der Innenstadt. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde immer deutlicher, dass beide große christliche Gemeinden wegen der rasch wachsenden Zahl der Gemeindemitglieder größere Kirchen brauchten. Schon als der stadtnahe Friedhof 1880 geschlossen wurde, hatte einige Herren der Verwaltung im Hinterkopf den Plan, nach angemessener Ruhezeit dieses Gelände für Kirchenbauten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Evangelischen griffen zu und erbauten die „Christuskirche“, welche seit 1907 mit einer Kombination aus Neubarock und Jugendstil einen Blickfang darstellt und den jetzigen Marktplatz beherrscht. Sie ist ein eher filigraner Bau, der bei aller Würde auch Leichtigkeit ausstrahlt. Nahebei entstand kurz danach das zugehörige Pfarrhaus. Den Katholiken gefiel der von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Standort nicht so gut, möglicherweise deshalb, weil sich beide Kirchen direkt gegenüber gestanden hätten. So war es für sie geradezu ein Zeichen des Himmels, als gegenüber ihrer alten Kirche ein Gasthof abbrannte und der Platz günstig zu erwerben war. Zusammen mit bereits im Eigentum der Kirche stehenden benachbarten Grundstücken war damit ein ausreichend großer Platz vorhanden, um die „St.-GeorgsKirche“ zu bauen, welche 1911 eingeweiht werden konnte. Sie ist ein mächtiger, strenger Bau, der die Innenstadt überragt und auch heute noch wegen seines fast reinen Jugendstils das Interesse vieler Fachleute findet. Das benachbarte Pfarrhaus ist schon einige Jahre älter. In der Gartenmauer davor, nahe der zentralen Straßenkreuzung, war früher der Eingang zu einem großen Eiskeller. Dieser gehörte zu der Brauerei, die ehemals zwischen der „Fortuna“ und dem „Güldenen Engel“ bestand. Beide Kirchenbauten erforderten planerische und finanzielle Kraftakte. Obwohl ein erheblicher Teil der Kosten von den Amtskirchen übernommen wurden, nötigt es doch auch heute noch großen Respekt ab, dass doch verhältnismäßig kleine Gemeinden die hier verbleibenden Belastungen tragen konnten. Bei der Verteidigung unserer Stadt im Jahr 1945 wurden auf beiden Kirchtürmen Artilleriebeobachter stationiert. Deren Beschießung durch die Amerikaner führte zu erheblichen Kriegsschäden, deren Beseitigung so manche Mark erforderte. Zusammen mit dem Wasserturm bilden die beiden Kirchtürme eine einzigartige Silhouette, bei deren Anblick das Herz jedes heimkehrenden Hockenheimers höher schlägt. Aus der alten Stadtkirche wurde zunächst die „Festhalle“, welche bis zur Fertigstellung der Stadthalle für öffentliche Veranstaltungen aller Art genutzt wurde und danach umgestaltet zum Gemeindezentrum „St. Christophorus“. Als weiteres Gotteshaus ist eine frühere Kapelle auf dem Insultheimer Hof zu erwähnen, die 1885 im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Verbindungsweges nach Hockenheim abgetragen wurde. Bereits seit dem Jahr 1835 gab es in Hockenheim eine Synagoge der jüdischen Gemeinde. Sie stand an der Ottostraße, hinter dem damaligen Rathaus. Das Gebäude wurde im November 1938 von fanatischen Nazis nieder gebrannt. Es war ein Tag der Schande für unsere Stadt. Ab etwa 1850 entwickelte sich auch in Hockenheim die „Evangelische Gemeinschaft“. Aus häuslichen Bibelkreisen wuchs sie zu einer Gemeinde heran, die ihre Gottesdienste seit dem Jahr 1908 in einem eigenen Haus an der Luisenstraße abhält. Dort wird auch noch die Tradition der „Sonntagsschule“ gepflegt. Im Jahr 1884 bezog die „Evangelische Methodistische Gemeinde“ ihr erstes Hockenheimer Gotteshaus am „Storchengäßl´ „ (Untere Mühlstr. 7). Mehrere Erweiterungen wurden dort im Laufe der Jahre getätigt, insbesondere für eine Pastorenwohnung und Räume für die hoch angesehene „Sonntagsschule“. Auch dieses Gelände wurde zu klein, sodass Neubauten unausweichlich wurden. Eine ungewöhnlich große Spendenbereitschaft und umfangreiche Eigenleistungen der Gemeindemitglieder waren erforderlich, damit im Jahr 1959 am Karl-Benz-Platz ein neuer Kirchenbau, angebauten Gemeinschaftsräumen, freistehendem Glockenturm und ein Pastorat ihrer Bestimmung übergeben werden konnten. Die jüngste christliche Gemeinschaft Hockenheims, die „Neuapostolische Kirche“, weihte ihr erstes hiesiges Gotteshaus im Jahr 1966 an der Oberen Mühlstraße. Im Jahr 2002 konnte der notwendig gewordene Kirchen-Neubau eröffnet werden, welcher jetzt den Eingang zum Neubaugebiet „Biblis“ prägt. Im Jahre 2000 wurde als erstes islamisches Gotteshaus auf Hockenheimer Gemarkung die ansehnliche Moschee im Gewerbegebiet „Talhaus“ ihrer Bestimmung übergeben.

Friedhöfe

Friedhöfe

Auch die Friedhöfe zeugen von der Entwicklung von der Ein-Familien-Hütte zur „Großen Kreisstadt“. Stadtgründer Hoggo und die ersten Generationen seiner noch heidnischen Nachfahren wurden nicht allzu weit von ihren Hütten begraben, nahe dem Opferstein für die Götter. Als später zum Zeichen des Triumphes des Christentums das erste Kirchlein über dieser Stelle der Götzenverehrung errichtet war, lag der Friedhof direkt daneben auf nunmehr geweihtem Boden, dem Gelände um die spätere Stadtkirche. Da nach der Reformation die Konfessionszugehörigkeit des Kurfürsten und damit zwangsweise aller Kurpfälzer mehrfach wechselte, wurden auf diesem alten Gottesacker Christen aller Konfessionen beerdigt. Im Laufe der Zeit war dieser Friedhof, der nicht erweitert werden konnte, so stark überbelegt (zum Schluss lagen bis zu drei Särge übereinander), dass unbedingt eine andere Fläche benötigt wurde. Man entschied sich für ein Gelände im freien Feld und baute eine Mauer drum herum. Heute wird es umgrenzt von Heidelberger- (Haupteingang), Park-, Luisen- und Kirchstraße. Auch dort wurden die Verstorbenen der damals vorhandenen drei christlichen Konfessionen begraben, noch für Jahrzehnte allerdings strikt getrennt nach Lutheranern, Reformierten und Katholiken. Doch schon rd. 120 Jahre später war auch diese Fläche zu klein und zudem der Erweiterung des Ortsetters im Wege. So begann man ab 1880 weit draußen vor der Stadt auf einem gerodeten Waldstück den neuen „Gottesacker“ zu schaffen, auf dem noch heute die meisten Hockenheimer ihre letzte Ruhestätte finden. Gleichzeitig entstand erstmals ein Friedhof für die jüdischen Mitbürger, welche vorher ihre Verstorbenen immer auswärts auf separaten Zentralfriedhöfen begraben mussten. Man war sich sicher, diesmal einen Standort gefunden zu haben, wo die angemessene Stille herrschte und in dessen Nähe nie gebaut werden würde. Beides erwies sich als Fehleinschätzung, denn im Jahr 1932 wurde fast zeitgleich der Waldfriedhof auf seine jetzige Größe erweitert und an seinen beiden Schmalseiten waren erstmals die Motoren von Motorrädern zu hören, die auf der neu eröffneten Rennstrecke dröhnten. Und mit der Bebauung des Birkengrunds ab dem Jahr 1960 rückte die Bebauungsgrenze der Stadt bis an die nördliche Umfassungsmauer heran.

Vom großen Dorf zur kleinen Stadt

Vom großen Dorf zur kleinen Stadt

Schon 1786 wurde unsere Gemeinde als „großes Dorf in der Kurpfalz“ erwähnt und als Hockenheim im Jahre 1803, bedingt durch die Bündnispolitik Napoleons, dem Großherzogtum Baden zugeschlagen wurde, war es dessen größte Landgemeinde. Drei Jahre später kam noch das Gelände des Insultheimer Hofes hinzu. Die ungewöhnliche Flächenausdehnung war ein gewichtiges Argument für die Erhebung Hockenheims zur Stadt im Jahre 1895. Die Angliederung des Gewann „Biblis“ im Jahr 1929 bedeutete die letzte große Gemarkungserweiterung auf insgesamt fast 3.500 Hektar. . In der langen Friedenszeit, die dem Ende der napoleonischen Kriege im Jahr 1815 folgte, wuchs die Zahl der Einwohner Hockenheims immer schneller und damit auch der Bedarf an Wohnraum und Arbeitsplätzen. Die im Jahr 1835 dokumentierten 220 Bauernhöfe am Ort konnten kaum ihre Betreiber ernähren, geschweige denn viele dauerhafte Arbeitsplätze bieten. Vieles hatte sich schon geändert, nicht aber der alte fränkische Rechtsbrauch der Realteilung für landwirtschaftlich genutzte Flächen beim Tode des Besitzers. So wurden die Äcker von Generation zu Generation schmaler und die Grundfläche der einzelnen Bauernhöfe immer kleiner. Nach schlechten Ernten war für viele Menschen Hunger der Küchenmeister. Zwar musste keiner mehr verhungern, wie in früheren Zeiten, doch wo sollte das Geld herkommen für dringend benötigten zusätzlichen Wohnraum und andere Anschaffungen? Wieder sahen sich viele Menschen aus purer Not gezwungen, ihr Glück anderswo zu suchen und wanderten aus. Andere dagegen wurden zwangsweise hier sesshaft gemacht, wie der Bau der „Siedlung“ beweist, die um 1860 ziemlich weit weg vom damaligen Ortsrand gebaut wurde. Die wirtschaftliche Situation in unserer Region verbesserte sich langsam erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hockenheim erlebte damals eine erste Industrialisierungswelle, denn es wurde in wenigen Jahren zum Standort von bis zu 17 größeren Zigarrenfabriken. Hinzu kamen Dutzende Familienbetriebe. In den besten Zeiten fanden bis zu 19 % der Gesamtbevölkerung (nicht der Berufstätigen!) in dieser Branche Arbeit, meist Frauen. Den Durchbruch für die Arbeit suchender Männer brachten erst zahlreiche neue Fabriken, die damals zwischen Rheinau und Neckarau entstanden. So mancher Taglöhner lief anfangs fast täglich zu Fuß dorthin, um in paar Groschen zu verdienen. Als jedoch im Jahr 1870 die Rheintalbahn fertig wurde, war der Weg zur Arbeit bald für viele Hockenheimer kein großes Problem mehr. Zwar lag der Bahnhof fast zwei Kilometer vom Stadtmittelpunkt entfernt, doch das war völlig nebensächlich für Menschen, die ihr Leben lang nahezu alle Weg zu Fuß zurücklegten. Selbst der zweite Bahnhof auf unserer Gemarkung, die 1898 eröffnete Station „Talhaus“, an der „Eselsbahn“ von Schwetzingen nach Speyer gelegen, war zu Fuß oder später mit dem Fahrrad gut erreichbar. Neben den großen Fabriken bei Mannheim boten auch die Reichsbahn, die Post, neue örtliche Einzelhandels-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sowie „der Staat“ gesuchte Arbeitsplätze. Im 1871 neu entstandenen Deutschen Reich herrschte bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs eine Aufbruchstimmung und ein Wirtschaftswachstum wie nie davor oder danach in unserem Land. Die Dynamik jener Zeit dokumentiert sich auch in der Entwicklung des öffentlichen und sozialen Lebens in Hockenheim, belegt durch die Gründung zahlreicher Gesangs- und Sportvereine, der Freiwilligen Feuerwehr, politischen Parteien sowie Organisationen verschiedenster Art. Die Bürgerschaft konnten sich u.a. ein neues Rathaus, mehrere Schulen, ein Feuerwehrgerätehaus, das Gaswerk, befestigte Straßen mit Beleuchtung, und die zentrale Wasserversorgung leisten.  Die Einweihung eines Kriegerdenkmals an der Fortuna-Kreuzung am 21.06.1896, an welcher der Großherzog von Baden teilnahm, bescherte unserer Stadt einen der bisher größten Festtage seiner Geschichte. Das Denkmal steht heute nahe dem Ehrenmals auf dem Waldfriedhof. Seinerzeitige Neubauaktivitäten in Richtung Bahnlinie betrafen in erster Linie Dienstleister wie Apotheke, Druckerei, Post, Sparkasse, Volksbank, Arztpraxis, Autowerkstätte, Tankstelle, Kino und Gasthäuser. Sie waren Teil des ab etwa 1875 rasch expandierenden Hockenheimer Ortsetters. Nicht nur Handwerker, Händler und Dienstleister brauchten mehr Raum, sondern zunehmend auch „der einfache Mann“ bis hin zum Taglöhner. Als ehrbar bekannten Einkommensschwachen sowie Kinderreichen vermittelte die Stadt verbilligte Baugrundstücke, auf denen mit viel Eigenleistung meist bescheidene Häuser entstanden. Daneben wurden Maurermeister und andere Risikofreudige als erste Bauträger aktiv. Im Rahmen einer systematischen Planung, Vorläufer späterer Flächennutzungspläne, wurde die Bebauung verstärkt vom Rathaus aus gesteuert. Das Aussehen ganzer Straßenzüge wurde so geplant und es entstanden lange Reihen gleichförmiger und trotzdem hübscher und praktischer Häuschen. Meist gut gepflegte Exemplare sind heute noch vielfach zu sehen, insbesondere entlang der Heidelberger-, Schul-, Ziegel- und Oberen Hauptstraße. Die fast immer mit der Schmalseite zur Straße ausgerichteten Bauten sind zumindest teilweise unterkellert, darauf steht das Erdgeschoss und ein ausgebauter Spitzgiebel. Auf den großen Grundstücken dahinter entstanden Schuppen, Werkstätten, Waschküchen und Ställe für Hühner, Ziegen („die Kuh des kleinen Mannes“) und Schweine und bei den zahlreichen Nebenerwerbslandwirten sogar Scheunen. Zudem war noch Platz für größere Hausgärten. Viele dieser für die Kurpfalz typischen Häuser wurden nach dem 2. Weltkrieg aufgestockt und bei dieser Gelegenheit meist „quer zur Straße“ gestellt, wodurch das früher geschlossene Erscheinungsbild der Straßenzüge verloren ging. Entscheidend für den seinerzeitigen Bauboom war, dass durch die rasche Industrialisierung viele Arbeitsplätze entstanden, wodurch erstmals regelmäßige Einkommen in die Haushalte der „einfachen Leute“ kamen. Auf diese Weise waren plötzlich oft mehrere „Verdiener“ in Familien vorhanden, die vorher immer mehr schlecht als recht von der Hand in den Mund gelebt hatten. Die Expansion der Bebauungsfläche Hockenheims gegen Ende des 19. Jahrhundert ging in alle Himmelsrichtungen vonstatten, zunächst insbesondere entlang der Hauptstrasse, sowie der Heidelberger- und der Walldorfer Straße. Die Hirschstraße wurde bis zur Schwetzinger Straße verlängert und Seitenstraßen Richtung Osten entstanden. Damals wurde die „Siedlung“ endlich dem Ortsetter angegliedert. Die Aufgabe des Friedhofs an der Heidelberger Straße ermöglichte zudem die Verlängerung von Rathaus- und Luisenstraße, was ab Anfang des 20. Jahrhunderts das Signal zur Bebauung der Flächen südlich der Heidelberger Straße war. Die vorher sehr bäuerlich geprägte Hauptstr. und zunehmend auch die Karlsruher Straße wurden durch Neu- und Umbauten immer mehr zu Einkaufsstrassen, eine Entwicklung, die später auch andere zentrumsnahe Straßen mit machten. Aufgrund geänderter Einkaufsgewohnheiten ist seit einigen Jahren eine teilweise Umkehr dieser Entwicklung nicht nur in Hockenheim zu beobachten. Während des ersten Weltkrieges flaute die Bautätigkeit stark ab, doch zwischen 1920 und 1940 wurden wieder vermehrt neue Baugebiete erschlossen, insbesondere Richtung Wasserturm und Bahnhof. Walmdächer, wie sie heute noch vielfach in der Goethestraße und Beethovenstraße zu sehen sind, waren typische Bauelemente jener Zeit. Andererseits entstanden erstmals auch Reihenhäuser wie z. B an der Zähringerstraße und der Karlstraße. Besonders bemerkenswert sind die Leistungen der Mitglieder der Baugenossenschaft „Selbsthilfe“, die ab 1923 mit weitgehenden Eigenleistungen erste Reihenhäuser zwischen Jahn-, Luisen- und Körnerstraße zwecks Selbstnutzung hoch zogen. Auch die Stadt selbst ließ in jenen Jahren im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus große Mehrfamilienhäuser an der Luisenstraße bauen. 

Energie- und Wasserversorgung

Energie- und Wasserversorgung

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hatte in Hockenheim wie fast überall jeder Bürger selbst für Wasser, Abwasser und Wärme zu sorgen. Dementsprechend waren die Verhältnisse geprägt durch Mangel an allen Ecken und Enden und heutzutage unvorstellbare Gegebenheiten. Insbesondere die sanitären Verhältnisse waren von alters her Grund für Seuchen, viele Krankheiten, frühen Tod und insbesondere hohe Kindersterblichkeit. Erst als durch die lange Friedensperiode ab 1871 und die Industrialisierung unserer Region Geld nicht nur in private, sondern auch öffentliche Haushalte floss und neue technische Lösungen entwickelt waren, änderte sich das langsam. Doch es dauerte Jahrzehnte, bis es selbstverständlich wurde, den Hausbrunnen (oft nicht weit vom „Puhlloch“ entfernt) stillzulegen und an das vorhandene Leitungssystem nicht nur die Küche, sondern auch das Plumpsklo anzuschließen. Neubauten mit Bädern zu versehen, wurde erst in den dreißiger Jahren selbstverständlich. Die zentrale Versorgung mit Energie und Wasser begann in Hockenheim im Jahr 1902 mit der Eröffnung des städtischen Gaswerkes, welches auf Koks-Basis arbeitete. Dieser Versorger, Ursprung der heutigen Stadtwerke, lag am Ende der Karlsruher Str., gleich rechts hinter dem Bahnübergang. Die Gasrohre wurden unter den Straßen verlegt und in wenigen Jahren waren weite Teile von Hockenheim vernetzt. Die wichtigsten Straßen erhielten Gehwege, welche meist sogar gepflastert wurden, die Laternen wurden auf Gas umgestellt und für die Karlsruher Straße fiel sogar eine schöne Linden-Allee ab. Qualitäts- und Druckprobleme bewirkten, dass der Gasabsatz hinter den Erwartungen zurückblieb. Das änderte sich im Jahr 1963 mit der Umstellung auf Erdgas grundlegend. Wo früher das Gaswerk stand, fahren heute Züge. Kaum war die Großinvestition „Gaswerk“ finanziell halbwegs verdaut, als im Gemeinderat der Beschluss für eine zentrale Wasserversorgung fiel. Die Kanalisationsarbeiten sowie der Bau eines Wasserwerkes am Wandrand (heute als „Pumpwerk“ eine regional bekannte Kulturstätte) sowie des Wasserturms (heute das Wahrzeichen der Stadt) begannen 1908. Zwei Jahre später war der erste Teil des Systems einsatzbereit und sorgte langsam aber sicher dafür, dass in ganz Hockenheim das Wasser aus Hähnen floss und nicht mehr mühsam aus Brunnen oder vom Bach geholt werden musste. Die Abwasser-Entsorgung war besonders problematisch. Ursprünglich wurde es oberirdisch direkt in den Kraichbach geleitet, später wurden zunehmend Rohre verlegt. Als Neubauten immer weiter weg vom Bachbett entstanden, löste man das Problem vor Ort durch „Puhllöcher“ (Jauchegruben), deren Inhalt im Sandboden versickerte bzw. zum Düngen von Gärten und Feldern verwendet wurde. Die letzten wurden erst in den 60er Jahren geschlossen. Die Lösung dieses Problems begann bald nach Ende des 1. Weltkrieges durch systematische Verlegung entsprechender Rohre unter die Straßendecken. Hauptnachteil dieser Lösung war, dass das gesamte Abwasser nunmehr im Kraichbach landete. Als Folge verschlechterte sich dessen Wasserqualität immer mehr, Geruchsbelästigungen nahmen zu, der Fischbestand verschwand. Abhilfe brachte das Jahr 1968, als ein Klärwerk am Ortsrand seiner Bestimmung übergeben werden konnte, welches bereits 1979 erheblich vergrößert werden musste. Gekrönt wurde die Versorgungssituation der Bürger, als ab dem Jahr 1921 mit der systematischen Elektrifizierung begonnen wurde, die im Jahr 1938 abgeschlossen war. Damals entstanden auch erste Verkabelungen für Telefonverbindungen und Radio, welche in jüngerer Zeit durch Hochleistungskabel für Fernseh- und Internetanbindung ergänzt bzw. ersetzt wurden

Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen, Gesundheitswesen

Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen, Gesundheitswesen

Als erster Vorgänger heutiger Schulen in Hockenheim ist um 1550 eine lutherische Katechismusschule entstanden. Später wurden dort auch Kirchenlieder gelehrt, dann kam das Lesen dazu und ab etwa 1600 auch ein Schmalspur-Schreibunterricht. Die Reformierten zogen bald nach, die konnten erst ab 1655 aktiv werden. Vom Jahr 1830 an durften die jüdischen Kinder keinen eigenen Unterricht mehr erhalten, sondern mussten die katholische Schule besuchen. Das hatte zur Folge, dass viele Juden abwanderten. Als Standorte der Konfessionsschulen werden im Jahr 1839 Räume in der „Hollergaß“ (ev.) bzw. “Im Dorfgraben“(kath.) genannt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Baden die allgemeine Schulpflicht eingeführt und im Jahr 1876 traten an die Stelle konfessionellen Lehranstalten die simultan ausgerichteten „Volksschulen“ sowie regionale Gymnasien (Schwetzingen), später Berufsschulen (Mannheim). Da in jener Zeit auch die Zahl der Kinder stark anstieg, entstand ein dringender Bedarf an neuen Schulen. Er wurde zügig gedeckt durch Bauten in der Hirschstraße (1880), auf den Eckgrundstücken Parkstraße/Heidelberger Straße (1890) und Heidelberger/Hirschstraße (Uhlandschule, 1895), sowie an der Heidelberger Straße (Pestalozzischule, 1911). Die Bebauung des heutigen Schulzentrums zwischen Messplatz und Schwimmbad begann 1965. Heute sind dort in fünf Schulen nahezu alle Schulformen vertreten, wo Hunderte junger Menschen aus Hockenheim und Umgebung eine gediegene Ausbildung erhalten. Hinzu kamen Grundschulen in neuen Wohngebieten. Als ab Mitte des 19.Jahrhunderts immer mehr Mütter berufstätig wurden, entstand ein Bedarf an Kindergärten und -krippen. Bald nahmen die Kirchengemeinden sich des Problems an und richteten entsprechende Räumlichkeiten ein. Die evangelischen Kinder gingen zuerst in die Ottostraße 1, ab 1908 ins Lutherhaus, wo gleichzeitig eine Kindergrippe dazu kam. Diese Einrichtungen wurden im Jahr 1962 in die Karlstraße verlegt. Die gleichen Leistungen bot die katholische Kirche ihren Kindern zunächst im „St. Elisabeth“ in der Hirschstraße, ab 1958 im neuen Kindergarten an der Schubertstraße. Heute bestehen in Hockenheim insgesamt 8 Kindergärten, deren Träger die Stadt (3), die beiden Konfessionen (je 2) sowie die „Lebenshilfe“ sind. Im Jahr 1480 wird in Hockenheim erstmals ein Mann mit der Berufsbezeichnung „Bader“ dokumentiert, der auch medizinische Hilfe anbot. Hauptberuflich war er Barbier und Landwirt. Erste Praxisräume in der „Kirchgaß“ (Untere Mühlstr.) werden 1561 erwähnt. Deren Betreiber war wahrhaftig ein Multitalent, denn neben Arzt, Zahnarzt und Apotheker war er zusätzlich Bader, Bademeister, Landwirt, Schultheiß und zeitweise sogar „Zentgraf“ (Steuereintreiber). Ein weiterer „Doktor“ („Chyrurg“ und Landwirt) war ab etwa 1720 am Ort tätig. Zwar scheint es auch in früheren Jahrhunderten eine gewisse Konstanz der medizinischen Betreuung gegeben zu haben, moderne Mediziner eröffneten jedoch erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Praxen und sorgen heute für eine umfassende Betreuung der Bevölkerung. Dem vorerwähnten Kindergarten „St. Elisabeth“ wurde im Jahr 1928 eine Entbindungsstation angegliedert, in welcher ganze Generationen von Hockenheimern das Licht der Welt erblickten. Sie wurde ab 1959 vergrößert und modernisiert und bis in die 80er Jahre betrieben. Auch ein Altenheim war in dem Gebäude untergebracht. Die moderne Nachfolgerin dieser Einrichtung wurde 1986 im Ebertpark an der Karlsruher Str. eröffnet. Eine weitere medizinische und soziale Einrichtung für unsere Bevölkerung kam ab 1949 in Form des städtischen Krankenhauses an der Ecke Park-/Rathausstraße hinzu. Es ging 1980 in die Regie des Landkreises über und wurde hauptsächlich als geriatrische Klinik genutzt. In den letzten Jahren wird diese Einrichtung von privaten Betreibern weitergeführt.

Mobilität durch neue Verkehrswege

Mobilität durch neue Verkehrswege

Die Anbindung an moderne Verkehrsmittel begann in unserer Stadt mit der Eröffnung des Bahnhofs an der Rheintalbahn im Jahr 1870. Das hatte zur Folge, dass der Zugang in das Tiefgestade im wesentlichen auf drei Stellen reduziert wurde, nämlich den Bahnübergang an der Karlsruher Straße, die Unterführung in Verlängerung des Tiefen Weges und die Überführungsbrücke Richtung Talhaus / Ketsch. Die westliche Umgehungsstrasse, heute B 36, wurde 1933 fertig. Zwischen beiden Verkehrsadern lag ein Geländestreifen der bald großenteils gewerblich genutzt wurde. Südlich des Bahnübergangs an der Karlsruher Straße entstand ein großes Sägewerk und in den 70er Jahren mehrere Autohäuser. Nördlich stand das Gaswerk, daneben ein Bauernhof sowie ein Kraftfutterwerk samt Hallen und Silos eines alteingesessenen früheren Mühlenbetreibers. Alle diese Gebäude samt einigen Wohnhäusern mussten ab 1980 weichen, als die neue Schnellbahntrasse gebaut und die alte Rheintalbahn sowie die auf vier Spuren verbreiterte B 36 unmittelbar daneben gelegt wurden. Als Zugewinn für Hockenheim konnte 1986 ein neuer Bahnhof samt Parkplätzen seiner Bestimmung übergeben werden. Südlich davon entstanden Standorte für mehrere Vollversorger und Richtung Norden wurde Gelände frei für eine lang gezogene Parkanlage, auf welcher im Jahr 1991 eine Landesgartenschau abgehalten wurde. Seither sorgt ein engagierter Verein von Bürgern in Zusammenarbeit mit der Stadt dafür, dass diese schöne Fläche erhalten bleibt. In das Gelände eingebettet liegen der Park- und Kindergarten, die großzügig bemessene Anlage des Tennisclubs und eine Kleingolfanlage. Der Neubau der Autobahn A 6 von Mannheim zum Walldorfer Kreuz hatte ab 1960 erhebliche Konsequenzen für Hockenheim. Als Folge musste die Rennstrecke völlig umgestaltet werden. Hinzu kam im Jahr der Neubau der A 61 Richtung Speyer, die im „Dreieck Hockenheim“ mit der A 6 verbunden wurde und wofür im Norden der Gemarkung ein hoher Damm aufgeschüttet werden musste. Nachteile dieser Entwicklung sind große Verluste an Wald und landwirtschaftlicher Fläche, die enge Umklammerung unsere Stadt durch Verkehrsadern an drei Seiten und die dadurch bedingte starke Lärmbelästigung. Vorteile für die Bürger bringen die sehr gute und moderne Verkehrsanbindung sowie ein schöner Baggersee, der von Spaziergängern gern genutzt und von einem Angelverein betreut wird. Eine Kehrseite der allgemeinen Mobilität: fast jeder hat ein Auto und tätigt viele Einkäufe in den Konsumtempeln „auf der grünen Wiese“ oder in der nächsten Großstadt. Als Folge werden die meist kleinräumigen Ladenlokale in mittleren Städten wie Hockenheim geschlossen, wodurch die Innenstädte zu veröden drohen.

Rennstrecke und andere Sportstätten

Rennstrecke und andere Sportstätten

Die Rennstrecke entstand im Rahmen der „wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge“ während der Weltwirtschaftskrise. Heute würde man das als „ABM-Maßnahme“ bezeichnen. Sie wurde 1932 eröffnet und machte Hockenheim seither weltbekannt. Die Strecke war ursprünglich nur für Motorradrennen geplant, wurde jedoch durch mehrere grundlegende Umbauten zur heutigen Multifunktionsanlage, dem „Motodrom“. Auf Einzelheiten wird hier nicht eingegangen, weil dazu umfangreiches Infomaterial vorliegt. Der HSV, 1886 gegründet, war der erste Hockenheimer Sportverein. Nachdem seine früheren Sportanlagen im Zuge der Hubäcker - Erschließung bebaut werden sollte, bezog man im Jahr 1968 die jetzige große Anlage an der Waldstraße. Gleich daneben residiert mit dem FV 08 der älteste Fußballverein unserer Stadt. Die Mitglieder mussten seither acht Mal den Platz wechseln, um kicken zu können. Seit 1965 steht mit der modernen Anlage im vorderen Hardtwald ein Domizil zur Verfügung, das sicher noch sehr lange Standort des Vereins bleiben wird.  Die DJK Hockenheim bestand ab dem Jahr 1922 bis 1935 und wurde 1954 wieder gegründet. Seine schöne Sportanlage am Rande des Birkengrunds wird rege und erfolgreich genutzt. Der zweite Hockenheimer Sportclub mit Schwerpunkt Fußball - der VfL - wurde 1946 gegründet und nutzt seit 1966 eine umfangreiche Anlage, die den Abschluss des umfangreichen Sportareals an der Waldstraße bildet. Besonders erwähnenswert ist die großzügige Anlage des 1932 gegründeten Sportfliegerclubs in der „Auchtweid“ mit Flugplatz, Tower, Hallen, Werkstatt sowie Gaststätte mit Hotelbetrieb. Die ersten Starts fanden in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts vom Hochgestade zwischen „Torfloch“ und „Dreckloch“ aus statt. Auch später gegründete Sportvereine, wie z.B. der Tennisclub im Gartenschau-Park schufen schöne und moderne Sportanlagen mit allem „drum und dran“ Daneben gibt es über die ganze Hockenheimer Gemarkung verstreut die unterschiedlichsten, meist gut gepflegten Anlagen verschiedenster Vereine und Interessengruppen. Noch bis in die 1960er Jahre lernten die meisten Hockenheimer Kinder das Schwimmen in der früheren Pferdetränke unterhalb der Oberen/Mittleren Mühle (Mädchen) oder am Ortsrand an der „Schließ“ (Buben). Seit dem Jahr 1961 ist das anders geworden, denn mit der Einweihung des Freibades entstanden echte Schwimmsport-Möglichkeiten, einschließlich Turmspringens. Das in unmittelbarer Nachbarschaft in den Jahren 1976/77 erbaute und 1982 erweiterte „Aquadrom“, dem mehrer Saunen und ein Bistro angeschlossen sind, war die Krönung dieser Entwicklung. Es ist immer noch ein „Renner“ für die ganze Region, musste jedoch so manchen früheren Besucher abgeben an die im Lauf der Jahre im Umfeld entstandene Konkurrenz. Beide Einrichtungen entstanden im breiten, alten Bett des Kraichbach.

Plätze

Plätze

Hockenheim war keine Marktgemeinde, weshalb auch kein Marktplatz gebraucht wurde. Einzelne Viehmärkte wurden auf der Hauptstraße durchgeführt. Bedarf nach einem großen öffentlichen Platz entstand erst, als die Beschicker der jährlichen „Kerwe“ immer größere „Reitschulen“ und Buden aller Art aufbauen wollten und sogar Zirkusunternehmen im Rathaus anklopften. Der vordere Teil der früheren Bleiche war immer noch ein ziemlich nasses Gelände und konnte ab etwa 1912 die Funktion als „Messplatz“ jahrzehntelang nur eingeschränkt erfüllen. Erst als das Gelände in den dreißiger Jahren als Aufmarschgelände der Nazi-Gruppierungen eine Art politische Funktion erhalten hatte, wurde Geld locker gemacht, um das Geviert im Jahr 1938 innerhalb einer bereits bestehenden Platanen-Allee zu schottern. Mit der starken Ausweitung des Freizeitangebots, verbunden mit zunehmender Reisefreudigkeit der Bürger verlor die früher alles überragende Kerwe an Bedeutung. Auch Zirkusse fanden im Ort anderweitig Platz und so bot sich der Messplatz an für den Bau einer großen Schule, die im Jahr 1972 auf dem südwestlichen Teil als „Gauß-Gymnasium“ eröffnet wurde. Bei dieser Gelegenheit verschwanden dort die letzten Reste der Gräben, die früher der Be- und Entwässerung dienten samt Fanfarenzugheim/Geflügelzuchtbetrieb und Schlittschuh-Platz. Der restliche Messplatz erhielt einen Bitumenbelag und dient seither als dringend benötigter innerstädtischer Parkplatz. Leidtragende waren hauptsächlich die Störche, welche früher die nahe ihrem Nest gelegenen Wiesen sehr geschätzt hatten. Bemerkenswert ist, dass mit dem Gymnasium - abgesehen von den Mühlen - erstmals in der Hockenheimer Baugeschichte ein großes Gebäude in das alte, breite Bachbett gestellt wurde. Es ist damit so lange anfällig für ein „Jahrhundert – Hochwasser“, bis das geplante Umgestaltungsvorhaben für die Kraich abgeschlossen ist.  Da der alte Messplatz umfunktioniert worden war, wurde ein neuer zentraler Platz für die Abhaltung des Wochenmarktes und andere Veranstaltungen zur Notwendigkeit. Er entstand ab dem Jahr 1991 unterer der Bezeichnung „Marktplatz“ nahe der neuen Stadthalle, indem der Durchgangsverkehr auf der Rathausstraße zwischen ev. Stadtkirche und Pestalozzischule gesperrt und das Gelände umgestaltet wurde. Der kleine, ruhig gelegene „Karl-Benz-Platz“ wird von der Kirche der Methodisten dominiert, hat einen Kinderspielplatz und Parkplätze für die Anwohner. Nicht viel größer ist der ab 2006 zwischen Schwetzinger- und Hirschstraße entstandene „Mooresville – Platz“, wo neben einem Parkplatz demonstriert wird, wie eine innerstädtische, verdichtete Wohnbebauung aussehen kann. Ein weiterer zentraler Platz ist im Jahr 2010 rund um die „Zehntscheune“ entstanden, die ziemlich genau dorthin versetzt wurde, wo einst die erste Hütte des Stadtgründers Hoggo gestanden haben dürfte. Dieses Gelände hat vom Standort her die Chance, von den Hockenheimern als gefühlter Ortsmittelpunkt und „gute Stube“ angenommen zu werden unter der Voraussetzung, dass Anziehungspunkte im und um das Gebäude entstehen, die Flair und Leben auf den Platz bringen.

Bauliche Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Bauliche Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg

In rein baulicher Hinsicht ist Hockenheim im letzten Weltkrieg glimpflich davon gekommen. Es kam glücklicher Weise nur zu zwei kurzen Bombardierungen durch Flugzeuge. Im Jahr 1940 traf es Gebäude im Bereich Kollmer-/Jahnstraße, im Jahr 1945 Heidelberger-/Jahnstraße. Infolge Artilleriebeschusses wurden kurz vor Kriegsende mehrere Gebäude zwar schwer getroffen, jedoch nicht völlig zerstört. Durch Sprengung traf dieses Schicksal jedoch die Überführungsbrücke über die Rheintalbahn, die erst zehn Jahre später durch einen Neubau ersetzt werden konnte. Mit der Einführung der D-Mark im Jahr 1948 und den Wirtschaftsreformen von Ludwig Erhard begann ein wirtschaftlicher Aufstieg, der bald auch auf das Hockenheimer Baugeschehen ausstrahlte. Zunächst galt es, möglichst viel neuen Wohnraum zu schaffen, um insbesondere die nahezu 2000 Vertriebenen unter zu bringen, die nach dem Kriegsende hier ansässig geworden waren. Ab 1950 wurden die großen Wohnblocks an der Hans-Böckler-Straße und der Breslauer Straße fertig, dann ein Projekt neben dem Wasserturm, auch in der Karlstraße und in der Ziegelstraße wurde gebaut. Mitte der 50er Jahre begann eine fast explosionsartige Ausdehnung des Ortsetters. Entscheidend hierfür waren neben den Neubürgern der Wunsch von Alteingesessenen nach mehr bzw. modernem Wohnraum, das Bestreben vieler Großstädter „auf´s Land„ zu ziehen und das zunehmende Arbeitsplatzangebot in Hockenheim. Um den alten Stadtkern legten sich seither wie Zwiebelringe immer neue Baugebiete wie Wasserturmallee, Birkengrund, Hubäcker, Neugärten, Biblis u.a. Deren Charakter ist sehr unterschiedlich und wird hinsichtlich der Bebauung und verkehrsmäßigen Erschließung in den meisten Fällen von der Bevölkerung positiv beurteilt. Tausende neuer Wohnungen aller Art entstanden. Besonders prägend sind seither in einigen Stadtteilen viele weitgehend industriell vorgefertigte Hochhäuser mit Eigentums- oder Mietwohnungen, großenteils erstellt von regionalen Bauträgern. Aber auch Reihenhäuser unterschiedlichster Konzeption, Mehrfamilienhäuser und Einfamilienhäuser mit oft eigenwilligem Charakter entstanden. Besonders erwähnenswert ist der Stadtteil „Birkengrund“, wo ein großer Bestand einheitlich verklinkerter Reihenhäuser seit den 60er Jahren einen besonders geschlossenen Eindruck hinterlassen. Dort entstand auch das erste Hochhaus Hockenheims. Ungewöhnlich für eine Stadt unserer Größenordnung ist auch eine Häusergruppe mit fast 200 Wohnungen, die eine Versicherungsgesellschaft im Jahr 1969 fertig stellte. Sie bildete den Auftakt zur großflächigen und sehr unterschiedlichen Bebauung des Gewannes „Hubäcker“. Neben dem Hofweg war ursprünglich der Tiefe Weg der wichtigste Zugang der Hockenheimer zum Rhein-Tiefgestade. Seine Fortsetzung dort war der „Altwingertweg“. An dessen Südhang, wo bis etwa 1645 Weinberge lagen, entstanden schon vor Beginn des letzten Weltkrieges erste Wohnhäuser sowie ein gewerblichen Objekt (Fa. Graubremse), gefolgt von einer Kiesgrube. Schon der Bau der Umgehungsstraße in den Dreißigern hatte diesen uralten Zugang erschwert, doch im Zuge des Baus der Schnellbahntrasse wurde Anfang der 80er Jahre die Verbindung ganz gekappt. Nahebei ist als Überweg für Fußgänger und Radfahrer der „Schneckennudelsteg“ entstanden. Nach etwa einem Kilometer geht der Altwingertweg über in die Straße „Hinter den Bergen“. Die ruhige und landschaftlich schöne Lage bewirkte, dass die dortigen Grundstücke entlang der nördlichen Straßenseite ab 1960 zu gesuchten Bauplätzen für Einfamilienhäuser wurden. Am Beginn dieser Straße entstanden Gebäude des Sportfliegerclubs. Die Baulücken Richtung Stadtrand wurden im Laufe der Jahre durch ein Hochhaus, Reihenhäuser, mehrere Handwerks- und Gewerbebetriebe sowie Vereinsgelände geschlossen. In der Innenstadt waren in baulicher Hinsicht besonders prägend diverse Eingriffe in die alte Bausubstanz mit umfangreichem Abriss alter Bauten zwecks Erweiterung des Rathauses, Schaffung angrenzenden Parkplätze, Bau der großen Stadthalle mit Tiefgarage im Jahr 1991, eines Hotels und Gestaltung des neuen Marktplatzes. Die Bemühungen für eine verdichtete innerstädtische Wohnbebauung zeigen erste Wirkung und werden das Stadtbild weiter verändern. Die Schaffung von Neubaugebiete wurde gestoppt, um die weitere Zersiedlung der Landschaft aufzuhalten. Dass dies dringend erforderlich ist, wird daran deutlich, dass sich die überbaute Fläche unserer Stadt unter Einbeziehung der Gewerbegebiete seit 1945 fast verfünffacht hat!

Das Gewerbegebiet „Talhaus“

Das Gewerbegebiet „Talhaus“

Von ganz besonderer Bedeutung für die Entwicklung Hockenheims nach dem 2. Weltkrieg war die planmäßige Schaffung eines Geländes, welches für ansiedlungswillige Firmen so attraktiv wie möglich sein sollte. Erste Überlegungen für ein Gelände zur Ansiedlung örtlicher Handwerks- und Gewerbebetriebe „im Talhaus“ stammten schon aus dem Jahr 1925. Die bald danach beginnende Weltwirtschaftskrise und der 2. Weltkrieg verhinderten jedoch die Verwirklichung. Erst ab 1955 konnte mit der systematischen Planung und Realisierung begonnen werden, wobei zunächst an die Schaffung eines reinen Industriestandortes gedacht war. Davon versprach man sich besonders viele Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Bürgermeister und Stadtparlament zogen an einem Strang, reagierten schnell auf die vorhandene Nachfrage, sicherten sich rechtzeitig den vom Abbruch bedrohten Schienenstrang zur Rheintalbahn (früher Teil der „Eselsbahn“) und so gelang binnen weniger Jahre die Ansiedlung mehrerer großer und mittlerer auswärtiger Produktionsbetriebe, denen bald erste Handelsunternehmen folgten. Ein Großteil dieser Firmen aus den Anfangsjahren existiert heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr und es zeugt von der Attraktivität des Standorts und der Flexibilität vieler Beteiligter, dass die meisten frei gewordenen Grundstücke und Gebäude relativ rasch neue Nutzer fanden, die meist aus Handel und Dienstleistung kommen. Deren Anteil am Gesamtgelände wächst überdies durch neue Bauten immer mehr an. Umfangreiche weitere Siedlungsflächen wurden von der Stadt vorsorglich erschlossen und finden sukzessive Nutzer. Das Talhaus-Gebiet hat den Charakter Hockenheims gravierend verändert. Aus dem früheren Bauern- und Arbeiterstädtchen wurde ein weit über die Region hinaus bekannter Gewerbestandort, auf dem sich ganz im Sinne der ursprünglichen Zielsetzung auch viele alteingesessene Betriebe angesiedelt haben. Tausende neue Arbeitplätze wurden geschaffen, die Auspendler- wurde zur Einpendlerstadt. Nicht nur Berufstätige, sondern auch der typische private Verbraucher kommt aus der ganzen Region hierher. Dem Haushalt der Stadt hat die Weichenstellung Mitte der 50er Jahre meist sehr gut getan und damit letztlich auch allen Bürgern.

Blick in die bauliche Zukunft (nicht nur) unserer Stadt

Blick in die bauliche Zukunft (nicht nur) unserer Stadt

Ein Schlitzohr hat gesagt „ Prognosen sind schwer, besonders weil sie die Zukunft betreffen“. Trotzdem seien einige Voraussagen für Hockenheim gewagt:

  • die Flächenexpansion für Wohnbebauung wird nicht mehr durchsetzbar sein.
  • das wird zunehmend auch für gewerbliche Nutzung gelten
  • Neubauten werden seltener. Sie entstehen auf Baulücken im Ortsetter oder im Rahmen innerstädtischer Bebauungsverdichtung.
  • Leerstände alter, insbesondere lärmbelasteter Häuser nehmen zu; durch Abriss entstehen oft dauerhaft Baulücken.
  • die in den letzten Jahrzehnten aufgebauten großen Leitungsnetze aller Art bedingen steigenden Erneuerungsbedarf mit entsprechenden finanziellen Auswirkungen auf öffentliche und private Haushalte.
  • Ähnliches gilt für den Umstieg auf erneuerbare Energien sowie Energiesparmaßnahmen.
  • die Lärmbelästigung wird überdurchschnittlich bleiben.

Zusammenfassend: Wohnen wird künftig noch schöner, aber auch merklich teurer.

Was ist das "Bruchbuden"-Team?

„Bruchbuden ? von wegen!„ ist eine Projektgruppe der Lokalen Agenda 21 der Stadt Hockenheim, deren Zielsetzunges ist, die stadtbildprägende und/oder erhaltenswerte Gebäude ausfindig und der Öffentlichkeit transparent machen.
Unter Berücksichtigung der Historie Hockenheims und deren Auswirkungen auf die baugeschichtliche Entwicklung sollen im Laufe einiger Jahre in enger Zusammenarbeit mit den derzeitigen Eigentümern Objektbeschreibungen erarbeitet und im Internet veröffentlicht werden. Gleiches gilt für spätere Aktualisierungen aufgrund neuer Informationen.
Damit soll der Bevölkerung, insbesondere den nachwachsenden Generationen, erleichtert werden, sich mit der Thematik in konzentrierter Form zu befassen und vertieftes Interesse daran zu entwickeln. Als Folge erhofft sich die Gruppe, dass vorhandenes zusätzliches Wissen zur Sache sowie Fragen und Anregungen an sie weiter gegeben werden. Auch soll die Bereitschaft zur aktiver Mitarbeit geweckt werden.
Ein weiteres Ziel ist das Sammeln von Dokumenten aller Art über die von der Projektgruppe ermittelten Gebäude, besonders solche aus früheren Zeiten. Auch Unterlagen über historische Ereignisse und zu verwandten Spezialthemen sind willkommen (siehe „Filme“ sowie „Dokumentationen“). Auf diese Weise soll eine Sammlung entstehen, welche vorhandene Unterlagen  bündelt und vor der Vernichtung bewahrt, wie sie in der Vergangenheit leider recht oft vorgekommen ist.
Vorgenommen haben wir uns nicht nur nüchterne, rein sachbezogene Objektbeschreibungen zu veröffentlichen, sondern diese zu ergänzen mit Informationen über das Leben früherer Bewohner und deren Lebensumstände vor dem Hintergrund familiärer und geschichtlicher Gegebenheiten.
Auf mittlere Sicht streben wir an, dass vom Gemeinderat eine Gestaltungssatzung für unsere Stadt beschlossen und vom Stadtbauamt konsequent umgesetzt wird. Darüber hinaus sollen auch Diskussionsbeiträge zu städtebaulichen Fragen unserer Stadt erarbeitet und Lösungsvorschläge veröffentlicht werden.
Wenn letztlich alle Beschreibungen für diejenigen Objekte vorliegen, deren Eigentümer der Untersuchung ihrer Anwesen zugestimmt haben, wird zu entscheiden sein, ob die Zielsetzung durch zusätzliche Gebäude oder Aufgabenstellungen erweitert wird oder ob die Sammlung einem geeigneten Bewahrer übergeben wird. Dafür käme aus heutiger Sicht vorrangig die Kommune infrage.

Auf der Grundlage von Gedanken, welche die Initiatorin der Gruppe, Elisabeth Fränznick, entwickelt hatte, fanden vorbereitende Gesprächen einer kleinen Schar von Interessierten im Herbst 2005 statt (vgl. „Fragen“). Im Januar 2006 begann die Umsetzung.
Zunächst stellten wir einen formeller Antrag an die Gesamtverwaltung der Stadt mit dem Ziel der Anerkennung als neue Gruppe (vgl. „Mitglieder“) im Rahmen der örtlichen „Agenda 21“-Bewegung. Dem wurde im folgenden Mai stattgegeben. Seither ist die vorbildliche Betreuung durch das Agenda-Büro der Stadt ebenso gesichert wie das Zusammenwirken mit anderen Agendagruppen und im Bedarfsfall auch die Hilfestellung durch die Ämter bzw. Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Daneben werden uns notwendige Geldmittel zur Verfügung gestellt, welche zur Deckung der Sachkosten benötigt werden, die durch Dritte entstehen können. Auch andere Institutionen arbeiten mit uns zusammen (vgl. „Partner“).
Rasch zeigte sich, dass es erforderlich war, sich auch mit der Historie der Stadt und deren Auswirkungen auf das jeweilige Baugeschehen zu befassen,  um qualifizierte Aussagen über Einzelobjekte machen zu können. Als Grundlage dienten diverse Veröffentlichungen zum Thema. Aufbauend darauf und ergänzt durch eigene Thesen schrieb eines unserer Mitglieder eine entsprechende Abhandlung,  welche auch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte berücksichtigt (vgl. „die Stadt“). Auf Anregung eines weiteren Mitglieds, welches sich schon viele Jahre mit städtebaulichen Spezialthemen befasst, beschlossen  wir, auch dafür auf unserer Homepage Platz einzuräumen (vgl. „Dokumentationen“).
Zeitgleich wurde die Liste der denkmalgeschützten Objekte beschafft und deren aktuelle Fassung um eine Reihe von bemerkenswerten Häuser erweitert. So entstand eine Liste von zunächst etwa 30 Objekten, die im Laufe der Zeit auf 43 Häuser anwuchs. Daneben entwickelten wir  Vordrucke, darunter insbesondere eine Einverständniserklärung der Eigentümer, die uns gestattet, in öffentliche Archive, insbesondere das Grundbuch (ohne Abteilung III) Einblick zu nehmen, davon Abschriften zu beantragen und die Ergebnisse unserer Recherchen zu veröffentlichen. Ausgespart davon bleiben selbstverständlich besonders sensible und persönliche Daten.
Im zweiten Halbjahr 2006 haben wir in kleinen Gruppen erste Außen-Besichtigungen durchgeführt und Fotos geschossen. Anschließend wurde damit begonnen, die Eigentümer der uns interessierenden Objekt zu ermitteln und anzusprechen. In den meisten Fällen stießen wir auf Interesse und Verständnis für unser Anliegen, was zu Interviews mit Eigentümern und Bewohnern führte, verbunden mit Objektbegehungen. Bei diesen Gelegenheiten wurden uns oft alte Fotografien,  Kopien von Unterlagen aller Art und sogar CD´s übergeben. Aktuelle Fotos entstanden nebenbei.  Auf der Grundlage dieser Unterlagen verfassen wir  möglichst informative Berichte und veröffentlichen diese sukzessive im Internet (vgl. „Gebäude“). Die Befragungsaktion dürfte sich bis in das Jahr 2012 hinziehen, die Fertigung der Objektberichte dauert vermutlich noch länger.
Zusätzlich führen wir bei passender Gelegenheit informative Gespräche mit themenkundigen „Ur-Hockenheimern“, wodurch wir oft zusätzliche Informationen erhalten und gelegentlich auch auf irrige Schlussfolgerungen aufmerksam gemacht werden. Auf diese Weise kamen wir auch zu weiteren Dokumenten bis hin zu historischen Filmaufnehmen (vgl. “Filme“) . Darüber hinaus wächst auf diesem Weg nicht nur der Bekanntheitsgrad unserer Gruppe, sondern auch die Zahl der Sympathisanten und Aktiven. Als hilfreich erwiesen sich zudem Unterlagen einer Schüler-Projektgruppe der Hartmann-Baumann-Schule aus dem Jahr 1989 zu unserem Thema. 
Besonders zeitaufwendig gestaltet sich meist die Auswertung von Dokumenten aus der Zeit vor  1950, denn diese sind in Sütterlinschrift oder gar Deutscher Schrift verfasst,  wodurch „Übersetzungen“ erforderlich werden. Da nur noch wenige Menschen entsprechende Kenntnisse haben, stehen wir so manches Mal vor mühevollen Aufgaben. Glücklicherweise helfen uns dann immer wieder Personen, die berufsbedingt die alten Schriften recht gut beherrschen.
Wie bisher so dürften auch künftig die wichtigste Fundgrube für Informationen die betagten Menschen bleiben, welche sich auf die Erzählungen ihrer Eltern, anderer Verwandter, Freunde und   Bekannte stützen, die ihrerseits ähnliche Quellen hatten. So werden immer wieder Zeiträume von mehr als 200 Jahren überbrückt. Erst das macht es uns möglich, unserem erklärten Ziel näher zu kommen und nicht nur rein sachbezogene Berichte zu schreiben, sondern auch geschichtliche, soziale und familiäre Zusammenhänge aufzuzeigen. Besonders freuen wir uns über die gar nicht so seltenen Fälle, wo unsere Recherchen Details und Querverbindungen offenbaren, welche den Gesprächspartnern selbst nicht bekannt waren. Eine wichtige Erkenntnis ist es zudem, dass hinter so mancher modernisierten Fassade eine alte und liebevoll gepflegte Bausubstanz vorhanden ist.

Mitglieder

Horst Eichhorn, Hockenheim  - Sprecher -
Andrea Ballreich, Hockenheim
Klaus Brandenburger, Hockenheim
Thomas Eichinger, Architekt, Waghäusel/Hockenheim
Elisabeth Fränznick, Architektin, Schwetzingen
Uwe Götzmann, Energieberater, Hockenheim
Werner Pfisterer, Hockenheim
Andreas Rockstein, Hockenheim
Harald Süß, Architekt, Hockenheim

Fördermitglieder:
Harald Baumann;  Ludwig Baumann; Hedwig Dick; Vicky Esch; Hildegard Fitterling; Bernhard Fuchs; Volker Grein; Werner Gund; Adolf Härdle; Uwe Heidenreich; Birgit Kaschta; Jochen Kern; Wolfgang Klee; Frau Kraus; Herbert Reisinger; Inge Rösch; Wilhelm Roth; Bertram Schacherer; Richard Zwick sowie alle Objekteigentümer, soweit sie mit uns kooperieren.

Die "Bruchbuden"

Das Team hat sich 26 Gebäude in der Stadt genauer angeschaut und mit viel Akribie, Mühe und Zeit die Hintergrundgeschichten recherchiert, alte Fotos aufgetrieben, aktuelle und ehemaliger Bewohner befragt und sich mit Bebauungs- und Lageplänen auseinandergesetzt. 

Karlsruher Straße 11 (ehemaliges Hotel "Friedrichsbad")

Im Jahr 1898 erwarb der Immobilienmakler Abraham Gund III, Bauunternehmer und Tünchermeister in Hockenheim, das Gelände von 5,98 ar, welches westlich an den Zusammenfluss von Kraichbach und  Mühlkanal grenzt. Auch die alte Brücke über das wiedervereinigte Gewässer liegt gleich nebenan. Der neue Eigentümer ließ das Anwesen, auf welchem vorher allenfalls eine kleine Holzhütte stand, mit einem ansehnlichen Haus bebauen. 
Die Baupläne zeichnete der Architekt Ritzhaupt im Baustil des Historismus, also mit kleinen Türmchen und Gauben sowie einem ansehnlichen Eck-Erker. Besonders bemerkenswert ist, dass das Haus auf einer Pfahlgründung aus Eichenstämmen steht, die in den Baugrund getrieben wurden, bis eine ausreichend tragfähige Boden- oder Gesteinsschicht erreicht war (= Venedig in Hockenheim). Mehr dazu:

Karlsruher Straße 22 (ehemaliges Postgebäude)

Das ab etwa 1884 nach seinerzeitigem Standard erschlossene Gebiet längs der Karlsruher Straße wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Hockenheim zu d e r Adresse nicht nur für repräsentative Wohnhäuser, sondern auch für gewerbliche Bauten aus dem Dienstleistungsbereich . Das entscheidende Signal für diese Entwicklung gab im Jahr 1899 die Deutsche Reichspost. Deren Räume auf dem Gelände des früheren Unteren Freihofs (heute: Gebiet „Kanne“/Zehntscheune), die teils noch aus der Postkutschenzeit stammten, waren für das rasch wachsenden Brief- und Paketgeschäft viel zu klein geworden und ein moderner Neubau wurde zur Notwendigkeit.
Nachdem die erforderlichen Verwaltungsbeschlüsse bzgl. der Bebauung des Gewanns „rechts der Speyerer Straße“ im Jahr 1894 erfolgt waren, wurde damit begonnen, sich mit der Baulandumlegung zu befassen. Die Lgb.-Nr. 5231 mit 11,93 Ar, wurde dem Ludwig Kosel, „Cigarrenfabrikant in Hockenheim“ Anfang 1900 zugeteilt. Mehr dazu:

Karlsruher Straße 24

Das zweite einheimische Kreditinstitut wurde am 1. Mai 1904 als „ Volksbank Hockenheim eGmuH“. (anfangs also unbeschränkte Haftung der Mitglieder; beschränkte Haftung erst ab 1941) gegründet. Angesichts der guten wirtschaftlichen Lage entwickelte sich die Bank rasch und hatte nach wenigen Jahren mit Raumnot zu kämpfen, wobei man bedenken muss, dass damals noch an Stehtischen gearbeitet wurde und nicht an bequemen Schreitischen, die viel mehr Platz brauchten. Für ein eigenes Bankgebäude reichten die vorhandenen Mittel nicht aus und so zerbrachen Vorstand und Aufsichtsrat der Bank den Kopf, wie man an geeignete Mieträume kommen könnte, die auch genügend Platzreserve für die absehbare Zukunft bieten sollten. Die Lösung brachte ein kluger Vorschlag des Aufsichtsratsmitglieds Theodor Krämer. Dieser stammte aus Reilingen, hatte den alten Beruf des Baders gelernt, was eine Kombination zwischen einer Art Homöopath und Frisör war.  Mehr dazu: 

Karlsruher Straße 33

Das Gelände entlang der heutigen Karlsruher Straße, westlich der Kraichbachbrücke , wurde etwa ab 1884 überplant und sollte so rasch wie möglich bebaut werden. Am 13. Mai 1887 kaufte die Sparkasse Hockenheim an dieser Straße ( damals Bahnhofstraße, vormals Speyerer Weg) für 1.191,60 Mark einen 715 qm großen Acker mit der seinerzeitigen Lgb .Nr. 5886e. Verkäufer waren der im Kaufvertrag als „Privatmann“ bezeichnete Jakob Schränkler VII. und seine Ehefrau Elisabetha geb. Schuppel. Eine parallel zum Straßenverlauf dahinter liegende schmale aber sehr lange Ackerfläche wurde zu jener Zeit ebenfalls von der Sparkasse erworben, unterteilt, den zur Straße hin gelegenen Grundstücken zugemessen und den entsprechenden Eigentümern verkauft. Mehr dazu:

Karlsruher Straße 34

Das ganze Hockenheimer Gebiet westlich des Kraichbachs bis zum Abhang am Rande des Rhein-Tiefgestades dürfte aufgrund seiner besonders geeigneten Lage (seinerzeit noch hoher Grundwasserstand aber sicher vor Überschwemmungen) schon in den ersten Jahrhunderten nach der Stadtgründung gerodet und für die Feld- und Weidewirtschaft genutzt worden sein. Das erste und für lange Zeit einzige Gebäude aus Stein in diesem Bereich war die Zehntscheuer an ihrem ursprünglichen Standort mitten im Feld (Hof hinter den Häusern Zähringer Str. 32 - 36).
Als jedoch feststand, dass die Rheintalbahn gebaut würde und der Bahnhof bei seiner Einweihung im Jahr 1871 gut einen Kilometer vom Ortszentrum entfernt lag, wurde es ein Ziel der Stadtplaner, diese Flächen baldmöglichst bebauen zu lassen. Ein Großteil des Geländes am westlichen Ende der Karlsruher Straße dürfte Eigentum der Stadt gewesen sein; dass dort die städtischen Großbauwerke Gaswerk und Wasserturm gebaut wurden, stützt diese Vermutung. Mehr dazu:

Karlsruher Straße 40

Das Haus am alten Speyerer Weg, einem hiesigen Stückchen einer uralten Handels- und Heerstraße, gehört zwar nicht zu dem Richtung Innenstadt benachbarten kleinen aber feinen Bestand von Wohnobjekten aus der Gründerzeit, hat aber in zwar bescheidener, aber deutlicher Weise deren Stil aufgenommen. Das Grundstück hat die Flusstück-Nr. 5224 und trägt damit die ursprüngliche Bezeichnung für knapp die Hälfte alle Anwesen, die heute das Geviert Karlsruher-, Werder-, Zähringer- und Bahnhofstraße bilden. Diese Fläche wurde vor der Bebauung als Gärtnerei genutzt, welche von Johann Adam Scheuermann und seiner Ehefrau Anna Maria geb. Reinhardt am  16.03.1900 erworben wurde. In unterschiedlicher Zusammensetzung verblieb das Anwesen im Eigentum von Familienangehörigen, wobei schon ab etwa 1905 Grundstücksteile weggemessen und als Bauplätze verkauft wurden. Mehr dazu:

Karlsruher Straße 42

Das Gebäude am  früheren Speyerer Weg ist als Doppelhaushälfte noch erkennbar, wenngleich die Spiegelbildlichkeit mit Nr. 40 infolge tiefgreifender Umbauten beider Teil-Objekte weitgehend entfallen ist. Das Anwesen gehörte bei der Bebauung zur besten Wohnlage Hockenheims und war Teilfläche der Gärtnerei  Scheuermann, die seit dem Jahr 1900 insgesamt 1450 qm umfasste und fast bis zur Zähringerstraße reichte.
Mit notariellem Vertrag vom 4. März 1927 erwarb der Maurer Georg Weiß davon 648 qm, die er kurz danach teilen ließ in die Flurstücke 5224 mit 310 qm sowie 5224/3 mit 338 qm und noch im gleichen Jahr begann er mit den Bauarbeiten für sein Doppelhaus.
Später ergab sich die Möglichkeit, ein nördlich angrenzendes Gartenstück zuzukaufen; es wurde mit dem Flurstück 5224 zusammengelegt zur derzeitigen Größe von 948 qm. Mehr dazu:

Kirchenstraße 2

Angesichts einer rasch wachsenden Bevölkerung und starkem Wirtschaftswachstum wurde eine wesentliche Ausweitung des Angebots an Baugrundstücken, insbesondere für Wohnzwecke, ab etwa 1885 auch in unserer Stadt immer vordringlicher. Die Gemeindeverwaltung ging das Problem systematisch an, indem zentrumsnahe Teile der Feldflur, speziell entlang der Heidelberger Straße überplant wurden. Während vor 1900 der nordöstliche Bereich (Hirsch-, Schul- Ziegel-, Schützenstraße) erschlossen und bebaut wurde, war dies in südöstlicher Richtung (Otto-, Rathaus-, Luisen- und Jahnstraße), nicht so einfach. Dort bildete nämlich der alte Friedhof , welcher seit dem  Jahr 1881 nicht mehr neu belegt und im Eigentum der Stadt war, eine Art Barriere. Mehr dazu:

Luisenstraße 3

Wie schnell der Ortsetter unserer Stadt seit Anfang des vorigen Jahrhunderts gewachsen ist, wird an diesem Grundstück exemplarisch deutlich. Die Gemeinde Hockenheim verkaufte mit Vertrag vom 27.12.1905 gleich 8 Bauplätze an 5 Erwerber. Fünf dieser Anwesen lagen nebeneinander an der Kirchenstraße (heute Nr. 2 bis7), zwei schlossen sich in der Luisenstraße an (heute Nr. 3 u. 5). Käufer von gleich drei Anwesen, darunter auch das hier zu beschreibende, waren die Eheleute Konrad Eichhorn III., Maurermeister und Magdalena geb. Schmetzer. Der Kaufpreis für diese drei Bauplätze betrug  insgesamt 2.390 Mark. Um eine rasche Bebauung zu gewährleisten, waren Vorratsbebauungen (Bauträgerschaft) von der Gemeinde  offensichtlich gewollt, denn auch als Käufer von drei weiteren Plätzen traten in Person eines Maurermeisters sowie eines Bauunternehmers Männer aus der Baubranche auf. Mehr dazu: 

Mittlere Mühlstraße 10

Das älteste und dazu noch weitgehend in ursprünglicher Form erhaltene Wohnhaus Hockenheims liegt an einer Straße, deren Name nahelegt, dass es am Ort noch zwei andere Mühlstraßen geben dürfte. Genauso ist es auch, wie an der Oberen sowie der Unteren Mühlstraße erkennbar. Diese Eigenheit unserer Stadt ist sehr selten. Die drei Mühlstraßen gehören zum historischen Siedlungskern und waren ursprünglich miteinander verbunden. Die Mittlere Mühlstraße ist als „Hollergessl“ bekannt, denn insbesondere auf den Grundstücken Richtung Westen standen früher zahlreiche Holundersträucher..
Entsprechende Funde machen es wahrscheinlich, dass in diesem Teil Hockenheims sich zwischen 200 und 300 n.Chr. die ersten dauerhaften Siedler niederließen, vermutlich germanische Sueben/ Alemannen. Bei der fränkischen Landnahme um das Jahr 500 wurden diese ersten „Hockenheimer“ großenteils getötet und ihre Hütten niedergebrannt.
Die neuen Herren, die auch Namensgeber des Ortes waren (Hoggo´s Heim = Hockenheim), siedelten einige hundert Meter weiter nördlich in dem Bereich, wo jetzt die Zehntscheune steht. Dort entstand das Ortszentrum, der „Untere Freihof“ (frei von Fondiensten), aus dessen Hauptgebäude sich später die „Silberne Kanne“ (heute „Hotel Kanne“) entwickelte. Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 5

Auf dem stadtgeschichtlich gesehen sehr zentral gelegene Anwesen (nahe der Fortuna-Kreuzung) stehen seit Anfang des 20. Jahrhunderts zwei völlig unterschiedliche Häuser dicht aneinander. In der „Geschäftslage“, direkt an der Straße und neben der Freitreppe zur katholischen Kirche, steht ein dreistöckiges Gebäude, dessen zwei untere Geschosse aus der Gründerzeit stammen (Hospach-Haus), während ein weiteres Obergeschoß erst in den fünfziger Jahren entstand. 
Klein und etwas verborgen steht dahinter ein Fachwerkhaus, das den Beinamen „Hexenhäuschen“ führt und im ursprünglichen Bauernhof als Holzschopf diente. Das kleine Gebäude stand lange Zeit leer, bis es durch den Katholischen Kirchenfonds Hockenheim in den siebziger Jahren zu einer Wohnung umgebaut wurde, welche zunächst von den jeweiligen Kaplanen und danach von anderen Mitarbeitern der katholischen Gemeinde bewohnt wurde. Mangels Platz wurde das Badezimmer in das Erdgeschoß des Haupthauses verlegt, ohne dass jedoch ein direkter Zugang in dessen weitere Räume vorhanden wäre. Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 12

Das Anwesen liegt nahe am Siedlungskern von Hockenheim, ("Unterer Freihof") , und hat vielleicht sogar ursprünglich zu dessen Gelände gehört. Entsprechend wurde es sicher schon im Mittelalter erstmals bebaut mit dem damals üblichen Baustoff, dem Holz. Bewohner der einfachen Behausungen waren vermutlich über Jahrhundert Knechte und Mägde des Freihofs, die ein wenig Gartenbau und Kleinviehhaltung (Schweine, Ziegen, Hühner) betreiben durften. Wann das Grundstück eigenständig wurde bzw. die Lagebuch (Lgb.)-Nr. 757 erhielt, konnte nicht ermittelt werden.
Erst nach den mehrfachen Zerstörungen infolge der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts, eventuell um 1750 herum, dürften dauerhaftere und unterkellerte Gebäude entstanden sein, deren Außenwände aus Natur- und Ziegelsteinen gefertigt wurden. Auch die Anfänge der uns heute besonders interessierende Scheune gehen wohl auf diese Zeit zurück. Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 13

Das Haus in der Oberen Hauptstraße 13 ist im Jahr 1878 erbaut worden und hat in den Jahren seines Bestehens schon etliche Besitzer gehabt, die alle ihre eigenen Gedanken und Ideen in diesem Haus verwirklicht haben. Ursprünglich errichtet wurde es als eingeschossiges Wohngebäude und warm im Besitz von Georg Kammer II., der als Wirt und Landwirt tätig war.
Zwischen 1905 und 1907 wurde das Gebäude abgerissen und komplett im spätklassizistischen Baustil (also wie das Rathaus) neu errichtet als Wohn- und Geschäftshaus. Die Planung und Bauleitung in dieser Zeit hatte der großherzogliche Bauinspektor Henrich inne.
1907 übernahm Johann Weißenberger das Gebäude. Der Tapezierer führte ein Möbelgeschäft und lebte bis 1918 gemeinsam mit seiner Ehefrau Emma (geborene Naber) in dem Haus. Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 15

Das Anwesen ist das am nächsten zur Stadtmitte gelegene der fünf direkt benachbarten Grundstücke, auf denen die älteste noch vorhandene Häuserzeile unserer Stadt steht. Nur das Einzelobjekt Mittlere Mühlstraße 10 ist noch älter.
Das Anwesen entsprach ursprünglich sowohl hinsichtlich historischer Entwicklung, Größe und Bebauung weitgehend den benachbarten Objekten Nr. 17 bis 21.
Die erste notarielle Urkunde, welche wir einsehen konnten, stammt vom 17.08.1858, als das Anwesen (damals Nr. 238) aufgrund testamentarischer Bestimmung von der verstorbenen Anna Katharina Geiß geb. Eisinger, Witwe des Johann Jakob Geiß, auf deren „Schwersohn“ (= Schwestersohn), den „Bürger und Landwirth“ Michael Göbelt III übertragen wurde. Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 17/19

Wie schon die Haus-Nr. andeutet, handelte es sich ursprünglich um zwei getrennte Objekte. Dies gilt sowohl baulich, als auch eigentumsrechlich : Die Lagebuch (Lgb.)-Nr. 658 (Nr. 17) wurde zeitgleich ebenso mit einem kleinen Bauerngehöft bebaut wie die benachbarte Lgb. Nr. 659 (Nr. 19), von der als Baujahr 1791 beurkundet ist. Beide Anwesen dürften sich ursprünglich bis an den Dorfgraben (heute: Ottostr.) erstreckt haben. Über Jahrhunderte standen hier vermutlich einfache Holzhütten, die mehrfach bei kriegsbedingten Plünderungen zerstört wurden. Bewohner dieser Behausungen dürften hauptsächlich Bedienstete von einem der beiden Hockenheimer Freihöfe sowie Taglöhner gewesen sein, die auf dem Gelände sicherlich auch Gärten, Ställe und Vorratslager anlegten. Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 21

Das Grundstück gehört zu dem Bereich von Hockenheim, welcher wegen seiner Nähe zu den beiden „Freihöfen", um die herum sich der Ort ursprünglich entwickelte, schon seit dem frühen Mittelalter bebaut ist. Nach Osten grenzte es ursprünglich an den Dorfgraben , der auch in jener Zeit ausgehoben wurde. Die Art der Bebauung und die Nutzung dürften über Jahrhunderte weitgehend derjenigen der benachbarten Anwesen entsprochen haben (vgl. Objektbeschreibung zu Nr. 17/19). Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 39

Das Anwesen von derzeit noch rd. 7 Ar liegt im Kernbereich der Stadt und dürfte schon seit dem frühen Mittelalter bebaut sein. Es erstreckte sich ursprünglich von der Oberen Hauptstraße bis zum Dorfgraben (Ottostr.), gehörte ursprünglich sehr wahrscheinlich zum Bereich des Lehens-Gutes „Oberer Freihof“ und wurde seither wohl ununterbrochen für bäuerliche Zwecke genutzt. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten einige Wegmessungen, insbesondere als ab etwa 1710 entlang des Dorfgrabens gebaut wurde. Mehr dazu:

Obere Hauptstraße 84

Nahe dem südlichen Ortsende und recht dicht aneinander gebaut liegt eine Reihe von für unsere Gegend typischen alten Häusern, meist einstöckig, mit dem Spitzgiebel zur Straße hin. Im Hof sind oft noch die Zeichen der früheren Nutzung als Bauernhof zu sehen: hohe Scheunen für Getreide, Stroh, Heu, Tabak usw., Stallungen für Nutztiere, diverse ergänzende Räume (z.B. Kartoffelsilo) und der Misthaufen. Auch die Stelle wo früher das Plumpsklo samt Güllegrube war, ist meist noch erkennbar.
Das hier beschriebe Anwesen ist ein exemplarisches Beispiel für solches Aussehen und weist trotz einiger Modernisierungen noch alle genannten Merkmale auf. Es ist auch deshalb bemerkenswert, weil es schon seit April 1880, im Eigentum der Nachkommen des Jakob Pfisterer ist, der als Sohn des Johann Adam Pfisterer und der Katharina geb. Pfisterer am 14.12.1851 geboren wurde (vgl. separate Beschreibung zu Anwesen Obere Hauptstr. 5). Mehr dazu:

Obere Mühlstraße 1

Das Gehöft in der Oberen Mühlstraße 1 befindet sich seit 1875 im Familienbesitz. Nebenan befindet sich das Gebäude mit der Hausnummer 3, das ein ehemaliges Müllerhaus ist und etwa 1970 grundlegend umgebaut wurde.
Der erste Bauherr des Gebäudes Obere Mühlstraße 1 ist umgebaut, Schätzungen zu Folge ist das Gebäude jedoch etwa 200 Jahre alt. Seit dem Umbau im Jahr 1890 besteht das Gebäude beziehungsweise die Innen- und Außenwände hauptsächlich aus Ziegeln.
Das Wohnhaus wird auch als solches genutzt, die alte Scheune dient als Lager für Oldtimer sowie als Partyraum.
1963 kam der Anbau dazu, außerdem wurde von Architekt Hans Schlampp der Geräteschuppen mit Garagen umgebaut. 1967 und 1968 wurde das Gebäude aufgestockt beziehungsweise das Dachgeschoss ausgebaut und das Dach des Wohnhauses verbreitert und abgeflacht.

Obere Mühlstraße 5

Die Obere Mühle, erstmals dokumentiert im Jahr 1387, gehörte ursprünglich zum Oberen Freihof und war wohl die zweitälteste der drei früher in Hockenheim vorhandenen Mühlen. Weil der Untere Freihof nachweislich älter war, kann davon ausgegangen werden, dass dies auch auf die zugehörige Untere Mühle zutrifft., zumal für diese ein Dokument aus dem Jahr 1369 vorhanden ist. Beide Gesamtanlagen waren anfangs herrschaftlicher Besitz und wurden in Erbpacht vergeben.
Die Bezeichnung „Obere Mühle“ ging später auf die neue „Mittlere Mühle“ über, welche auf dem gegenüber liegenden, westlichen Ufer des Mühlkanals gebaut worden war. Es ist wahrscheinlich, dass im Laufe der Jahrhunderte, bedingt durch Schicksalsschläge wie  Hochwasser und Brände immer wieder mehr oder weniger umfangreiche Investitionen erforderlich waren. Mehr dazu:

Untere Hauptstraße 1

Das Gesamtanwesen besteht aus drei Flurstücken und liegt an der zentralen Straßenkreuzung („Fortuna-Kreuzung“), welche in früheren Zeiten die überregional bedeutende Verkehrslage von Hockenheim ausmachte und damit im Zentrum unserer Stadt. Hier kreuzten sich über Jahrtausende zwei der bedeutendsten Völker-, Handels- und damit leider auch Heerstraßen Süddeutschlands. In Nord-Süd-Richtung war das die Straße von Rom-Mailand-Augsburg-Bruchsal-Burg Wersau (Reilingen) -Ladenburg-Frankfurt und in West-Ost- Richtung die Achse Paris-Metz-Speyer-Nürnberg-Prag , ab Speyer vereint mit der Verbindung aus Straßburg-Mittelmeer. Sowohl die natürliche Furt durch den Kraichbach, dessen Überquerung später Brücken erleichterten, als auch der historische Siedlungskern, also der Untere Freihof (heute Zehntscheune-Bereich), sind nur einen Steinwurf weit entfernt. Mehr dazu:

Untere Hauptstraße 3

Der Kaufmann Maier Adelsberger hat am 11. Juni 1896 für sich und seine Familie das nahe der „Fortuna-Kreuzung“ , also im Zentrum von Hockenheim gelegene Anwesen (Lgb.Nr. 227), bebaut mit einem schönen Haus für 24.000 Mark gekauft. Die ebenfalls sehr gediegenen  Nachbarobjekte gehörten seinerzeit Samuel Hirsch Lußheimer und Carl Piazolo.
Neben dem zweistöckige Wohnhaus mit überbauter Einfahrt, großem Holztor und Schienenkeller standen auf dem Areal ein zweieinhalbstöckiges Magazin mit Balkenkelle, eine daran angebaute Hopfenschwefeldarre sowie ein Stall mitsamt Mehlkammer. Mit erforderlicher Umbauplanung und entsprechenden Arbeiten wurde der Bauunternehmer Abraham Gund III. beauftragt. In das hier beschriebene Objekt zog Maier Adelsberger mit Ehefrau Charlotte geb. Neu, der Tochter Frieda und den Söhnen Wilhelm und Moritz ein. Dem Hausherrn wurde die Genehmigung für ein „Viehhandel-, Hopfen- und Tabakcomissionsgeschäft“ erteilt. Mehr dazu:

Untere Hauptstraße 5 (Alte Apotheke)

Wie schon an der Adresse erkennbar, liegt das Grundstück sehr nahe am Ortsmittelpunkt, der "Fortuna-Kreuzung". Dem entsprechend und weil es früher vom Rand des Bach-Hochgestades bis zu dessen Ufer reichte, war und ist es wertvoll, wurde wohl schon zu fränkischer Zeit gerodet und zunächst landwirtschaftlich genutzt. Als Hockenheim Im Jahr 1462 kurpfälzisch geworden war, wurde nahebei am "Speyrer Weg" (heute " Karlsruher Straße") eine Zollstation eingerichtet und das Anwesen wohl als Teil der eingezäunten Wiese genutzt, auf welche die durchziehenden und zu verzollenden Tierherden getrieben wurden. 
Ställe aus Holz bildeten wohl  die erste Bebauung. Ihnen folgten bald Wohngebäude aus dem gleichen Material. Mehr dazu:

Untere Hauptstraße 9

Das Grundstück mit der Flurstück-Nr. 232 (813 qm) liegt nur rund. 100 Meter nördlich des Zentrums von Hockenheim, der „Fortuna-Kreuzung“ , und wurde deshalb vermutlich bereits zu Zeiten der Erstbesiedlung durch Alemannen (ab 275 n.Chr.), spätestens aber nach Übernahme durch die Franken (nach 496 n.Chr.) gerodet und dann landwirtschaftlich genutzt. Nachdem Hockenheim im Jahr 1462 zur Kurpfalz gekommen und deshalb am Speyerer Weg (heute: Karlsruher Straße) eine Zollstation eingerichtet worden war, mussten fast täglich Viehhändler ihre Herden unterbringen, weil sie erst an einem der nächsten Tagen abgefertigt werden konnten. Die dafür benötigten Flächen lagen hauptsächlich zwischen der heutigen Unteren Hauptstraße und dem Kraichbach, schlossen also auch die genannten Flurstücke ein. Mehr dazu: 

Untere Mühlstraße

Nach den großen im letzten Krieg entstandenen Bauwerksverlusten in Deutschland entstand in der Folgezeit eine Sanierungswelle, bei der das alte "Hinterhofmilieu" durch ein "Leben in Luft und Sonne" im Mittelpunkt der städtebaulichen Handlungen stand.
Heute müssen wir uns eingestehen, dass diese Art von städtebaulichen Grundsätzen letztendlich in die Sackgasse der Unwirtlichkeit unserer Trabantenstädte und Flächensiedlungen geführt hat. Keinen Gefallen taten sich dabei Städte und Gemeinden, die der wirtschaftlichen Dynamik der Nachkriegszeit ihren freien Lauf ließen und die verspielten Ortskerne mit ihren verwinkelten Gässchen und schnuckeligen Gebäuden sowie den gediegenen Fachwerkhäusern durch eine Brutalität im Betonbau ersetzten. Hochhäuser, Kaufhäuser im Stil eines übergeordneten Funktionalismus sowie Verkehrsbauten und Straßenschneisen zerstörten nun die alten gewachsenen Strukturen. Erst als schon vieles von einst vernichtet war, besann man sich auf ein behutsameres Vorgehen und älteren Bauwerken wurde wieder eine Daseinsberechtigung zugestanden. Mehr dazu:

Heidelberger Straße 1 (Güldener Engel)

Nur wenige wissen, dass dieses fränkische Fachwerkhaus, der GOLDENE ENGEL, eine absolut historische Rarität ist und seit dem Jahr 1987 als Kulturdenkmal besonder er Bedeutung im Denkmalbuch Baden-Württemberg geführt wird.
Die Einheimischen freuen sich, wenn man dieser Sehenswürdigkeit Beachtung schenkt. Im Jahr 1690 hat der Kannenwirt und Zoller Johann Georg Engelhorn dieses stolze Patrizierhaus für seinen zweiten Sohn Johann Jakob Engelhorn erbaut .
Der Engelwirt führte Siegel und Wappen: im spitzen Schild drei silberne Hörner auf blauem Grund. Aus dem Helm wächst ein Engel der ein Horn trägt. Mehr dazu: 

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